Hitzewelle? Cool …
12:03 Uhr
… und das Thermometer zeigt entspannte 35° – die perfekte Temperatur, um einfach aufzugeben. Aber der Chef hat Erwartungen. „Schreib mal was Cooles“, sagt er. Was COOLES will er. Alles, woran ich denken kann, ist das Gegenteil von cool. Fünfunddreißig Grad. Noch drei Grad mehr und bei Erwachsenen spricht man ab dieser Körpertemperatur von Fieber. Aber darum soll es heute nicht gehen. Ich versuche, mich auf den Gedanken einzulassen, mich mit coolen Dingen zu beschäftigen. Zum Glück bietet mir die Klimaanlage ein verlässliches weißes Rauschen, das mein Hirn bei dieser Hitze wenigstens ein bisschen entspannt. Ich schaue auf die Uhr.
12:14 Uhr
… es ist noch immer heiß. Ich erinnere mich an einen Beitrag, den ich vor einer Weile gelesen habe über Bauwerke aus Lehm und warum die im Sommer so viel angenehmer sind als unsere Betonkolosse – das war cool. Lehm war für mich bisher immer ein rechteckig geformter Klumpen in Plastik, aus dem ich als Kind besonders schöne Dinge formen konnte. Ich war mal im Senckenberg-Museum, da habe ich aus Lehm Dino-Eier und ein Nest gezaubert – das war auch cool. Jetzt habe ich eine Frage im Kopf: Haben Dinos geschwitzt? Ich wende mich aufgeregt an meine Suchmaschine des Vertrauens und bekomme eine Antwort, die ich mir hätte denken können: Man weiß es nicht. Was man weiß: Wir trinken dasselbe Wasser wie die Dinosaurier. Wusste ich – auch cool! Das erinnert mich daran, dass ich für die fortgeschrittene Tageszeit noch nicht ausreichend Flüssigkeit zu mir genommen habe. Mein Blick wandert meinen Schreibtisch entlang, hin zu der Trinkflasche, die wir damals alle fürs Zeltlager gekauft haben. Sie ist leer. Ich muss an die Memes denken, die einen auf Instagram zufällig manchmal daran erinnern, genug zu trinken. Na gut, ich geh ja schon und fülle sie auf.
12:36 Uhr
… ich sitze wieder vorm Laptop und meine Laune hat den Höhepunkt erreicht. Auf der anstrengenden Reise aus dem inzwischen heruntergekühlten Arbeitszimmer in Richtung brühwarmer Küche kam mir die coolste Idee des Tages. Zwischen „Ich schmelze gleich“ und „Ich brauch Koffein“ kam mir die fantastische Eingebung. Get ready, Chef! Ich sitze jetzt hier mit einem meiner liebsten Spaßgetränke des Sommers: Espresso Mule – natürlich cool as ice. Klingt erstmal wie ein Fehler im Bestellsystem, ist aber tatsächlich ernst gemeint. Nicht mehr als drei Zutaten und zusammengerührt innerhalb weniger Minuten. Kein Alkohol, dafür Espresso, kaltes Ginger-Beer und Limettensaft. Klingt wild? Ist es auch. Der Espresso: kräftig, dunkel, fantastische Crema. Angeblich aus besonders guten Bohnen, handverlesen, geröstet mit Liebe – das Übliche eben. Das Ginger Beer: eine unterschwellige Süße, wie ein Lächeln von jemandem, der gerade an einem extrem niedlichen Hund vorbeispaziert und den Blick nicht abwenden kann. Und die Limette? Die rettet alles. Sauer, frisch, wach. Das Ganze ist wie ein Kurzurlaub im Kopf – nur ohne Flug, ohne Koffer und mit deutlich weniger Schwitzen. Die Hitze? Egal. Der Text? Fast fertig. Der Chef? Bekommt jetzt was Cooles.
12:50 Uhr
… ich nehme einen Schluck, lehne mich zurück, und für einen kurzen Moment fühlt sich alles machbar an.
Espresso Mule
Zutaten:
- 180 ml Ginger Beer
- 20–25 ml Limettensaft (frisch gepresst)
- 1 doppelter Espresso (ca. 60 ml)
- Eiswürfel nach Bedarf
- Ggf. frische Minze und Limettenabrieb
Alles zusammenkippen, fertig.
Wer will, dass es schön aussieht, erst das Ginger Beer einschenken, dann die Limette pressen und den Espresso langsam über einen Löffel laufen lassen, um getrennte Schichten zu erhalten.
Tipp: Vorher Kaffee in Eiswürfelformen einfrieren, damit das Getränk noch mehr Power hat und nicht verwässert.