Weekend Update: Person der Woche – Zohran Mamdani

von | Juni 26, 2025

Zohran Mamdani – Sieger der Vorwahlen zum Bürgermeisterkandidaten der Demokraten in New York

„Er sieht schrecklich aus, seine Stimme ist kratzig und er ist nicht sehr klug.“ – Donald Trump

„Es ist endlich passiert, die Demokraten haben die Grenze überschritten. Zohran Mamdani, ein zu 100 % kommunistischer Wahnsinniger, hat soeben die demokratische Vorwahl gewonnen und ist auf dem Weg, Bürgermeister zu werden.“ – ebenfalls Donald Trump

Wer es schafft, innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal vom US-Präsidenten so heftig beleidigt zu werden, der hat sich den Titel Person der Woche vielleicht allein deshalb schon verdient.

Für alle, die amerikanische Innenpolitik in letzter Zeit aus naheliegenden Gründen eher meiden: Hier ein kurzer Überblick.

Zohran Mamdani, 33 Jahre alt, ist Abgeordneter im New Yorker State Assembly und hat gute Chancen, der nächste Bürgermeister von New York City zu werden. In der Vorwahl der Demokraten ließ er den ehemaligen Gouverneur Andrew Cuomo hinter sich – ein politischer Paukenschlag, den vor wenigen Monaten kaum jemand für möglich gehalten hätte. Das offizielle Endergebnis steht zwar erst am 1. Juli fest, doch Mamdanis Vorsprung und das enorme Momentum seiner Kampagne gelten bereits jetzt als wegweisend.

Anders als viele seiner Mitbewerber setzt Mamdani nicht auf millionenschwere Kampagnen oder den Rückhalt großer Spender. Sein Wahlkampf basiert auf klassischem Community Organizing: Haustürgesprächen, lokalen Events und persönliche Präsenz in Nachbarschaften, die sonst kaum ein Politiker besucht. Sein Gespür für virale Momente tut sein Übriges: Ob im Anzug in den Atlantik springend oder zu Fuß durch ganz Manhattan laufend – Mamdani versteht es, politische Botschaften mit starken Bildern zu verknüpfen.

Sollte er gewinnen, wäre Mamdani der erste muslimische und südasiatische Bürgermeister in der Geschichte der Stadt. Und nicht nur das – mit seinem dezidiert linken Programm steht er für einen Politikwechsel, wie ihn New York seit Langem nicht erlebt hat. Zu seinen zentralen Forderungen gehören:

  • Kostenloser öffentlicher Busverkehr in der gesamten Stadt
  • Mietendeckel und strenge Sanktionen gegen fahrlässige Vermieter
  • Städtische Supermärkte, um Lebensmittelpreise zu senken
  • Kostenfreie Kinderbetreuung ab sechs Wochen
  • Massive Investitionen in dauerhaft bezahlbaren Wohnraum

Geboren wurde Mamdani in eine indischstämmige Familie in Kampala, Uganda. Im Alter von sieben Jahren zog er mit seinen Eltern nach New York. Seine Mutter ist die gefeierte Regisseurin Mira Nair, sein Vater Mahmood Mamdani lehrt an der Columbia University. Nach dem Studium der Africana Studies in den USA engagierte sich Zohran Mamdani früh für soziale Gerechtigkeit und palästinensische Menschenrechte.

Heute lebt er in Brooklyn mit seiner Frau, der syrischstämmigen Künstlerin Rama Duwaji. In seinen Reden und Auftritten positioniert sich Mamdani klar als Vertreter all jener, die von klassischer Politik oft übersehen werden: Arbeiter:innen, Migrant:innen, Muslim:innen – und all jene, die unter den steigenden Lebenshaltungskosten leiden.

Er kritisiert in seinen Reden offen die US-Abschiebebehörde, Donald Trumps politischen Kurs und die soziale Schieflage in New York – stets mit konkreten Lösungsvorschlägen im Gepäck. Seine Politik schlägt dabei einen deutlich linkeren Kurs ein als der Großteil der Demokratischen Partei. Er bezeichnet sich selbst als „demokratischen Sozialisten“ – und genau das macht ihn zum Feindbild für viele Konservative. Für Donald Trump sei er, so Mamdani in einem Interview, nichts weniger als dessen „Albtraum“. Seine Vision eines gerechten New York bringt er deutlich auf den Punkt: „Wir brauchen einen Bürgermeister, der dem Autoritarismus ins Auge blicken kann – und darin nicht sich selbst erkennt.“


Tom Krupka
© photo Kara McCurdy

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