Definition Intermodale Mobilität: nahtlose Integration unterschiedlicher Transportmittel im Verlauf eines Weges
Multimodale Mobilität: unterschiedliche Transportmittel für verschiedene Wege
Vision
Das Ziel der Intermodalität ist die optimale Erfüllung individueller Mobilitätsbedürfnisse für jeden Menschen in Hinsicht auf Effizienz, Zeit, Kosten, Umweltfreundlichkeit, Route, Flexibilität, Planung und Sicherheit1.
Eine mögliche Vision für die Zukunft ist die Planung, Bezahlung und Navigation einer Reise von beliebiger Distanz und beliebiger Anzahl an Transportmitteln mit einer einzigen App, im optimalen Fall mit Gewährleistung von Sicherheit, Verfügbarkeit und Kosteneffizienz.
Warum Intermodal?
Probleme lösen:
Der motorisierte Individualverkehr stößt an seine Grenzen: Staus, Umweltverschmutzung, Lärm, zu wenige Parkplätze, gesundheitliche Belastung und geringe Effizienz sind die ungelösten Probleme einer Gesellschaft mobiler Individuen. Die viel diskutierte Antriebswende kann hier nicht die Lösung sein, da auch E-Autos nach wie vor 95 % der Zeit ungenutzt stehen und im Durchschnitt nur 1,7 Personen transportiert werden.
Während die Einwohnerzahl in Städten nach wie vor absolut und relativ ansteigt1, sehen laut einer Umfrage vom TÜV jetzt schon 52 % der befragten Personen die Überlastung der Innenstädte als größtes Problem, das durch Verkehr verursacht wird2, direkt gefolgt von Luftverschmutzung und Klimabelastung.
Die Motivatoren:
Bei einer Umfrage zur individuellen Mobilität in der gleichen Studie haben Umwelt- und Klimaschutz aber nicht die höchste Priorität. Die Wünsche nach Unabhängigkeit, Schnelligkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit stehen auf der Wunschliste der Befragten ganz oben.
Mobility Hubs
Beliebig skalierbare Knotenpunkte, die verschiedene Transportmittel anbieten, sowie ggf. je nach Standort individuelle Bedürfnisse decken, die die Lebensqualität steigern: z.B. Parkplätze (auch sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder), Ladestationen für E-Autos, Schließfächer, Barrierefreiheit, komfortable Wartebereiche, Toiletten und Waschräume, Umkleideräume, Gebetsräume, Schlafräume, Aufenthaltsbereiche und Grünflächen, Co-working-Räume, Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants, Kioske und Packstationen.
Mobility Hubs sind ein gut greifbares Beispiel für intermodale Mobilität als Gesamtes. Als physisches Objekt müssen sie trotzdem die Herausforderungen der Mobilitätswende bewältigen. Im Allgemeinen müssen sie effizient, vernetzt, in ihrer Größe skalierbar, adaptiv für neue Technologien, sowie verlässlich, sicher, inklusiv und nachhaltig sein3, 4. Jeder Standort erfordert dabei ein anderes Ausmaß an Multifunktionalität, Komfort und Angeboten. Kurzum: Mobility Hubs müssen nicht nur dynamisch an einen Standort angepasst werden, sondern auch nach ihrem Bau dynamisch bleiben, um zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.
Der Status quo
Es werden viele einzelne länder- oder städtespezifische Lösungen für intermodale Mobilität angeboten. Einer Ausweitung der Vernetzung stehen dabei einige Barrieren im Weg1:
- Nicht-standardisierte Programmierschnittstellen
- Inkompatible Software zwischen Anbietern
- Zahlungen einzelner Transportmittel auf einer Strecke müssen oft separat abgewickelt werden
- Innovationen und neue Ideen erfordern Umdenken in der Gesellschaft, um Gewohnheiten in Frage zu stellen und zu verändern
- Obwohl ein breites Angebot an Mobilitätslösungen existiert, sind diese fast immer örtlich begrenzt und wenig intermodal
- Das Problem der ersten und letzten Meile: Entfernung vom Start oder Ziel zu weit von Transportmittel entfernt, um zu laufen5
- Komplexes Informationsmanagement: Welche Infos der verschiedenen Transportmittel benötigen Personen zu welchem Zeitpunkt der Reise, wie speise ich dieses Informationsnetzwerk von mehreren Mobilitätsanbietern6?
Lösungen
- Kooperation der Anbieter:
geteilte Kosten, geteiltes Risiko - Umdenken in der Gesellschaft:
Siehe subzeroes Magazin 1-24, Seite 17: Was kostet ein Auto wirklich? - Zugänglichkeit für jeden Menschen ermöglichen, z.B. durch Ausbau des ÖPNV und Mobility Hubs
- Universelle Systemarchitektur/APIs, um Mobilität in einer App zu ermöglichen
- Beim Ausbau intermodaler Mobilität die wichtigsten Bedürfnisse der Nutzer erfüllen: Unabhängigkeit, Verlässlichkeit, Sicherheit, Schnelligkeit, Kosten
Quellen:
- Willing C, Brandt T & Neumann D. Intermodal Mobility. Bus Inf Syst Eng 2017; 59: 173–179. DOI: 10.1007/s12599-017-0471-7
- TÜV-Verband. TÜV Mobility Studie 2022 „Zukunft der Mobilität: nachhaltig, digital, sicher“. https://www.tuev-verband.de/studien/mobility-studie-2022 (Stand: 15.04.2024)
- Hached W, L’Hostis A, Gragera A. Exploring the concept of “mobility hubs” and assessing their impacts in two European cities. Transportation Research Procedia 2023; 72, 3497-3504. ISSN 2352-1465. DOI: 10.1016/j.trpro.2023.11.763
- Bell D. Intermodal Mobility Hubs and User Needs. Social Sciences 2019; 8; no. 2: 65. https://doi.org/10.3390/socsci8020065
- Kåresdotter E, Page J, Mörtberg U, Näsström H, Kalantari Z. First Mile/Last Mile Problems in Smart and Sustainable Cities: A Case Study in Stockholm County. Journal of Urban Technology 2022; 29, no. 2: 115–37. DOI:10.1080/10630732.2022.2033949.
- Meyer-Hollatz T, Kaiser M, Keller R, Schober M. Understanding information needs for seamless intermodal transportation: Evidence from Germany. Transportation Research Part D: Transport and Environment. 2024; Volume 130; 104161. ISSN 1361-9209. DOI: 10.1016/j.trd.2024.104161.