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Work-Walk-Balance

Juli 29, 2024

Der Weg zur Arbeit ist für viele der erste und manchmal sogar der größte Stressfaktor des Tages. Wir schauen uns eine Alternative an, die entspannt …

Ein Beitrag von

subzeroes Magazin – Mai 2024

Mindestens 10.000 Schritte pro Tag: das ist zwar längst als willkürliche Zahl einer Werbekampagne entlarvt. Forschende sind sich aber einig: Laufen ist gesund – und je mehr Schritte, desto besser. Die üblichen Tipps kennt jeder: statt Fahrstuhl die Treppe benutzen. Eine Station früher aussteigen und laufen. Wir haben eine Frau getroffen, der das leicht fällt. Die letzten 1.800 Meter führen nämlich am Rheinufer entlang. Guten Morgen, Rohwa, …

Der Weg zur Arbeit ist für viele der erste und manchmal sogar der größte Stressfaktor des Tages. Ganz egal, ob in der S-Bahn oder alleine im Auto: Verspätungen, Gedränge, Menschen mit Erkältung, Staus, rote Ampeln und die Suche nach dem letzten legalen Parkplatz, während im Büro schon das erste Meeting startet. Die meisten schreien sich innerlich ans Ziel.

Die Wissenschaft rät dazu, Adrenalin sofort durch körperliche Anstrengung abzubauen. Viel schlauer wäre es aber, sich gar nicht erst zu stressen, sondern den Arbeitsweg zur Entspannung zu nutzen, um möglichst frisch und mental stabil in den Tag zu starten.

Das kann natürlich nur funktionieren, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. Wir haben uns morgens um 7:35 Uhr mit Rohwa am Rheinufer getroffen, um mal nachzufragen, wie das gelingen kann.

Guten Morgen Rohwa, wie geht’s. Schön, dich zu sehen. Das ist ja idyllisch hier. War dein Arbeitsweg schon immer so entspannend?

Guten Morgen, bin noch ein bisschen müde, aber sonst geht es mir gut. Tatsächlich war mein Arbeitsweg nicht immer so entspannend.

Sondern? Erzähl uns mal deine Pendlerhistorie.

Gerne. In Mainz habe ich einige Jahre gelebt, nicht nur, weil ich die Stadt liebe, sondern weil ich es zentral in der Stadt einfach schön und praktisch fand. Ein Auto brauchte ich nicht, ich kam überall zu Fuß oder mit den Öffis hin. So auch zur Arbeit, denn gearbeitet habe ich in der Vergangenheit nicht in Mainz, sondern in Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt.

Das bedeutete dann unter anderem S-Bahn fahren.

Richtig. Das ist ja auch erstmal nicht schlimm, die Städte sind gut verbunden. In Darmstadt musste ich dann noch ein bisschen Straßenbahn fahren. Da kommt schon ganz schön viel Zeit zusammen und man ist darauf angewiesen, dass der öffentliche Nahverkehr auch funktioniert.

Autofahren ist nicht so dein Ding?

Gar nicht, ich besitze auch kein Auto. Ist auch fraglich, ob das so viel Zeit gespart hätte. Allein die Parkplatzsuche in der Mainzer Innenstadt hätte mich sicherlich viel Zeit und Nerven gekostet.

Zu Kunden musstest du nicht? Du arbeitest ja als Projektmanagerin in Agenturen, da ist man doch manchmal beim Kunden, oder?

Kundentermine vor Ort gehören dazu, aber oftmals kommt der Kunde zu uns in die Agentur oder ich bin mit Kolleg*innen von der Agentur aus zusammen gestartet, das war nie ein Problem.

Vom Mainz nach Frankfurt bist du auch gependelt, richtig?

Ja, genau. Da die Frankfurter Agentur zentral gelegen war, musste ich nicht umsteigen und benötigte eine halbe Stunde weniger als nach Darmstadt.

S-Bahn fahren macht dir also nichts aus?

Klar, gerade in der Frankfurter City ist immer viel los und gerade als Frau ist es abends kein Vergnügen. Ich habe mich aber recht sicher gefühlt, durch die vielen Menschen war man ja auch nie alleine unterwegs.

Wenn ich einen Sitzplatz hatte und es zu keinen Ausfällen kam, empfand ich die Zugfahrt sogar als sehr entspannend.

Gerade die Fahrten in den Regionalzügen morgens waren angenehm und ideal, sich mental auf den Tag vorzubereiten, und abends nutzte ich die Gelegenheit, um nach einem wuseligen Tag einfach mal abzuschalten.

Der Weg zur Arbeit ist für viele der erste und manchmal sogar der größte Stressfaktor des Tages. Wir schauen uns einen Arbeitsweg an, der entspannt …

Und dann kam die Gelegenheit, zu einer Agentur in Mainz zu wechseln.

Ja, und ich habe die Chance sofort ergriffen. Am Ende kostet Pendeln doch eine Menge Zeit, die ich wieder gewonnen hatte, da ich zur Arbeit laufen konnte, unabhängig von der Pünktlichkeit anderer. Das war ein wirklich sehr entspannter und gemütlicher Arbeitsweg.

War?

Richtig, „war“. Denn wie es das Schicksal so wollte, hatte ich nun endlich eine Arbeitsstelle im schönen Mainz, die Liebe führte mich dann aber wohntechnisch raus aus Mainz. Aber zum Glück nicht allzu weit. Ein Stück fahre ich nun zwar mit dem Bus, aber nur 20 Minuten und die Anbindung

ist wirklich super.

Um direkt zur Arbeitsstelle zu kommen, müsstest du eigentlich in eine andere Buslinie umsteigen.

Das stimmt, ich tue es aber nicht. Ich fahre bis zur Rheingoldhalle und laufe den Rest. Dafür brauche ich etwa 25 Minuten.

Als ich noch in Mainz gewohnt habe, bin ich täglich ca. eine halbe Stunde einfach gelaufen und die Bewegung tat mir gut. Das wollte ich nicht missen und daher laufe ich weiterhin, wenigstens die Hälfte meiner Arbeitsstrecke.

Der Fußweg ist auch einfach zu schön, sogar wenn es neblig und kalt ist. Du siehst ja, was um diese Uhrzeit hier unten am Rhein schon los ist: Personal Trainer mit ihren Kunden, Yoga-Gruppen und Jogger.

Ist das für dich mehr mentales Training oder körperlich wegen der Schritte?

Beides. Ich habe so meine tägliche Bewegung, bin an der frischen Luft und komme zur Ruhe. Es geht nicht ums Auspowern.

Um Zeit zu sparen, könnte ich auch das Fahrrad nehmen, statt zu laufen, aber beim Laufen kann ich meine Gedanken schweifen lassen und das entspannt mich einfach. Probiere es mal aus. Ich kann es nur empfehlen.

Ok, das mache ich. Danke für das Gespräch, einen entspannten Restweg wünsche ich noch – und natürlich einen schönen Arbeitstag.

Danke, das wünsche ich dir auch.

Interview: Frank Krupka
Fotos: Andrea Krupka

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