Weekend Update: Video der Woche – Wonderful Life, Ralph Asfour

von | Juni 19, 2025

Song der Woche: Black – Wonderful Life, im Video gecovert von Ralph Asfour

Eigentlich war der Spot für den Song der Woche schon vergeben – an Neil Youngs My My, Hey Hey (Out of the Blue). Der muss nun allerdings noch eine Woche warten. Stattdessen geht es heute, aus gegebenem Anlass, einmal mehr Into the Black.

Bereits 1987 schrieb Black – bürgerlich Colin Vearncombe – Wonderful Life. Der aktuelle Anlass für diesen Artikel? Ein bewegendes Video aus Beirut, das derzeit viral geht und schon über 14 Millionen Aufrufe zählt. Doch eins nach dem anderen.

Vearncombes Leben war 1987 alles andere als „wonderful“: arbeitslos, bankrott, frisch getrennt, ohne eigene Wohnung. Und doch schrieb er aus dieser Lebenslage heraus Wonderful Life – ein Lied der stillen Genügsamkeit, das sagt: „Hey, irgendwie ist alles okay.“ Der Song wurde zu seinem größten Hit, verschaffte ihm den internationalen Durchbruch – und wurde dabei nicht selten missverstanden. Denn Vearncombe befand sich in einer der schlimmsten Phasen seines Lebens. Wenn alles bedeutungslos scheint, was gibt dann überhaupt noch Halt? Statt sich dem Nihilismus zu ergeben, entschied er sich für eine andere Haltung: den Absurdismus. Wenn nichts wirklich zählt, dann kann ich auch einfach leben – und das Leben mit einer Prise Ironie feiern.

Den Song selbst müssen wir vermutlich niemandem mehr vorspielen. Aber was wir euch wärmstens empfehlen können, ist das erwähnte Video aus Beirut. Es verleiht dem Lied einen noch bittereren Beigeschmack – und wirkt zugleich fast kathartisch.

Das Video zeigt die Band um Sänger Ralph Asfour, die im Herzen Beiruts Wonderful Life performt – während am Himmel Raketen vorbeiziehen. Wohin sie genau fliegen – nach Israel, in den Iran? – weiß in dem Moment niemand. Was man aber weiß: Beirut war nicht das Ziel. „No need to run and hide…“

You’re singing
“No need to run and hide”
while ballistic missiles
fly over your head

Das Video vom vergangenen Samstag ist nicht gestellt. Die Songauswahl war Zufall. Und doch passt sie auf bedrückende Weise. Die Stimmung: dystopisch, absurd – und trotzdem von einer merkwürdigen Ruhe getragen. Nach einer Phase, in der Beirut selbst direkt vom Krieg betroffen war, ist für viele im Libanon gerade eine Zeit zum Durchatmen.

Sänger Ralph Asfour sagte in einem Interview mit dem Spiegel:

„Leider sind die meisten von uns mit solchen Konflikten aufgewachsen. Wir haben eine Art emotionale Widerstandsfähigkeit entwickelt und sind es gewohnt, Raketen und Bomben zu sehen. Wir haben uns angepasst und gelernt, weiterzumachen – egal, was passiert.“ Das Video findet ihr auf Ralph Asfours Instagram @ralphasfour. Nach zahllosen Kommentaren arbeitet die Band inzwischen an einer vollständigen Version des Covers. Live erleben kann man sie (vorerst) nur in der Analogue Bar in Beirut. Jeden Samstag spielen sie dort Cover und eigene Stücke – auf Englisch, Arabisch und Französisch.

Das Video kann man auf Ralphs Insta-Channel anschauen.


Tom Krupka

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