Weekend Update: Song(s) der Woche – Neil Young  „My My, Hey Hey (Out of the Blue)“ & „Hey Hey, My My (Into the Black)”

von | Juni 26, 2025

Neil Young & Crazy Horse 2022

Heute gibt es gleich zwei Songs der Woche: Beide stammen vom 1979 erschienenen Album Rust Never Sleeps von Neil Young & Crazy Horse. Genauer gesagt sind es zwei Versionen desselben Songs – zwei unterschiedliche Stimmungen. Mit „My My, Hey Hey“ hat Neil Young ein musikalisches Denkmal geschaffen – für sich selbst, für den Rock’n’Roll und für die Idee, dass Kunst niemals stillstehen darf.

Neil Young wurde am 12. November 1945 in Toronto geboren. Ihn einfach nur als Singer-Songwriter zu bezeichnen, wäre eine maßlose Untertreibung. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich Youngs Werdegang in einem kurzen Artikel auch nur ansatzweise zusammenfassen könnte. Also machen wir es kurz: Seit seinem Karrierestart 1966 mit der Band Buffalo Springfield hat Neil Young 48 (!) Studioalben veröffentlicht. Dazu kommen 22 Live-Alben sowie zahlreiche Kollaborationen. Der Mann atmet Folk, Rock und Country – und das mit großem Erfolg: Er ist gleich zweimal in der Rock’n’Roll Hall of Fame, hat diverse Grammys und Juno Awards gewonnen und wurde vom Rolling Stone Magazin auf Platz 30 der besten Gitarristen aller Zeiten gewählt.

Rust Never Sleeps ist Youngs zehntes Studioalbum und das dritte mit Crazy Horse. Es ist ein Hybrid aus Live- und Studioaufnahmen, die teilweise während der gleichnamigen Tour 1978 entstanden sind. Auf der A-Seite dominieren introspektive, akustische Songs, während die B-Seite mit verzerrten Gitarren und rauem Sound eine deutlich härtere Atmosphäre schafft. Die beiden Songs der Woche bilden dabei den Rahmen des Albums: Es beginnt mit dem ruhigen, melodischen „My My, Hey Hey (Out of the Blue)“ und endet mit dem lauten, düsteren „Hey Hey, My My (Into the Black)“. Inhaltlich und musikalisch handelt es sich fast um denselben Song, der im Verlauf des Albums in der Stimmung kippt.

Zentral ist die oft zitierte Zeile „It’s better to burn out than to fade away“. Sie fasst die Kernaussage des Albums zusammen: Rock’n’Roll darf nicht rosten oder langsam in Bedeutungslosigkeit versinken – er soll hell und laut brennen. Das Schlimmste, was einem Genre laut Young passieren kann, ist kreative Erosion, Routine und Stillstand. Dann wäre Rock kein Rock mehr. Dafür steht auch der Titel des Albums, der ursprünglich aus einer Werbung für ein Rostschutzmittel stammt: Rost schläft nicht – entweder lässt man etwas rosten oder man kämpft aktiv dagegen an.

Mit seinem Konzeptalbum, das rauen, verzerrten Gitarrensound mit emotionalen und introspektiven Texten verbindet, hat Young unbewusst ein ganzes Genre inspiriert: In den frühen 1990er Jahren wurde er oft als „Godfather of Grunge“ bezeichnet. Bands wie Nirvana zählten ihn zu ihren wichtigsten Einflüssen, und „My My, Hey Hey“ wird sogar in Kurt Cobains Tagebuch zitiert – was der Zeile „It’s better to burn out than to fade away“ einen bitteren Beigeschmack verleiht.

Je nachdem, ob ihr gerade mehr Lust auf ein melancholisches Mundharmonika-Solo oder ein fetziges Gitarrensolo habt, könnt ihr euch beim Hören für die entsprechende Version des Songs entscheiden. Unsere Empfehlung lautet aber: Taucht ein in Rust Never Sleeps – das ganze Album, von Anfang bis Ende. Am besten mehrmals. Und wenn ihr danach immer noch nicht genug habt, hört euch auch die anderen Alben von Neil Young an. Genug Material ist jedenfalls vorhanden.


Tom Krupka
© photo: Joey Martinez

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