Der „Redshirt Guy“ im Start-up – und wie du verhinderst, einer zu werden
In den unendlichen Weiten des Weltraums wurden wir drei Staffeln lang bei Warpgeschwindigkeit Zeugen einer stillen Tragödie: das Schicksal der Redshirts. Wer bei „Star Trek – The Original Series“ ein rotes Shirt trug, war quasi schon tot, bevor der Introtext fertig aufgesagt war. Sie beamten mit Captain Kirk auf feindliche Planeten, begleiteten Spock auf riskante Außenmissionen – und kamen nie wieder. Ihre Namen kannte keiner. Ihre Gesichter vergaß man sofort. Sie waren Statisten im eigenen Drama. Und genau das passiert – bildlich gesprochen – auch in vielen Start-ups.
Start me up, Scotty!
Stell dir ein Start-up vor wie das Raumschiff Enterprise: Die Gründercrew hebt mit großen Zielen ab, erforscht unbekanntes Terrain und muss sich gegen Gefahren wie Burnout, Cashflow und Wettbewerb verteidigen, ohne in schwarze Löcher zu stürzen.
Klar: Jedes Crewmitglied ist wichtig. Aber es gibt auch in Start-ups „Redshirts“: Co-Founder oder frühe Mitarbeiter, die zwar mit auf große Fahrt gehen, aber bald in der Bedeutungslosigkeit verschwinden – oder als erste geopfert werden, wenn es gefährlich wird.
Sie haben keinen klaren Verantwortungsbereich. Ihre Skills sind austauschbar. Sie sind „dabei“, aber nicht wirklich drin. Und am Ende sitzen sie nicht mit auf dem Panel beim Exit, sondern googeln, was mit ihren Anteilen nach einer Kündigung passiert.
Wie wird man kein Redshirt?
- Hab eine Mission, nicht nur einen Titel.
Lass dich nicht als „Co-Founder“ an Bord holen, nur weil’s cool klingt. Frag dich: Was bringe ich konkret ein? Was kann das Start-up ohne mich nicht? - Skill up or beam out.
Star-Trek-Redshirts starben oft, weil sie einfach schlecht vorbereitet waren. Gilt auch für Start-ups. Lerne, wachse, werde unverzichtbar. - Verhandle wie ein Klingone.
Ob Anteile oder Verantwortungsbereich – klär das am Anfang. Später verhandeln ist wie auf einem klingonischen Schlachtschiff nach dem Waffenstillstand zu fragen. - Sei kein Ja-Sager.
In Start-ups gilt oft: „Der Gründer hat immer recht.“ Nö. Wer blind folgt, läuft zwar hinterher, aber manchmal auch genau in die Schusslinie. - Achte auf den Plot.
In Serien stirbt, wer keine Storyline und keine Sprechrolle hat. Im Start-up fliegt, wer nicht zur Vision beiträgt. Mach deinen Mund auf, schreib deine Geschichte aktiv mit – oder du wirst rausgeschnitten.
Fazit: Keine roten Shirts mehr
Ganz klar: Das Risiko tragen alle zusammen. Also nimm die Hände aus den Hosentaschen, pack mit an und such dir eine tragende Rolle. Oder noch besser: schau von Anfang an genau hin. Ist dein Captain ein „over-actor“, der immer ein bisschen zu dick aufträgt? Der erste Offizier ein humorloser, spitzohriger Besserwisser mit Vater- und Mutterkomplex gleichzeitig? Der Chief Technology Officer ein verschwitzter Workaholic mit ADHS oder einem gravierenden Alkoholproblem? Wird der Marketing-Fuzzi „Pille“ genannt, seit es nicht mehr okay ist, in Co-Working Spaces zu koksen? Dann schaust du vielleicht besser mal nach, ob nicht irgendwo noch ein anderes Raumschiff abhebt, mit dem du höhere Überlebenschancen hast.
Frank Krupka