Weekend Update: Hose der Woche – Shorts

von | Juli 2, 2025

Ein Styleguide für Männer in verschiedenen Lebensphasen

Zack: Hitzewelle. Und jeder erwachsene Mann, der nicht zufällig bei AC/DC Gitarre spielt, fragt sich: Gehen kurze Hosen in meinem Alter? Damit ihr nicht ständig die bessere Hälfte nerven müsst, haben wir uns für euch schlau gemacht. Außerdem: „Nein, gar nicht, Never, Niemals, nur über meine Leiche – enge Bike-Shorts und ich lasse mich scheiden“ ist keine konstruktive Antwort, mit der man etwas anfangen könnte!

Hier die Ergebnisse unserer diskreten Beobachtungen in Schwimmbädern, Büros, Minigolf-Anlagen, Eisdielen, Einkaufszentren, Dönerbuden und elitären Überflieger-Kongressen, wo hoch performante Speaker auf der Bühne auch im Hochsommer ordentlich behost noch den letzten Schrei an Businessweisheit aus dem Prompter leiern.

Ein Streifzug durch Stil, Stolz und Stofflängen

Die Sonne steht hoch, das Thermometer kratzt an der 40-Grad-Marke und ganz Deutschland zeigt Bein. Endgültig Shorts-Wetter! Doch Vorsicht: Was manchmal lässig und sexy wirkt, wird am falschen Körper und/oder Umfeld zum Schrei nach Hilfe. Reden wir nicht drumherum: Mode-Missverständnisse sind besonders bei Männern weit verbreitet. Denn Shorts sind nicht einfach nur kurze Hosen. Sie sind ein Seismograph für Reife, Selbstbild und Stil – eine Art textile Selbstoffenbarung.

Willkommen zum ersten total subjektiven Führer für Shorts-Fans aller Altersgruppen.

1. Die goldenen Jahre des Kindseins (4 bis 8 Jahre):

Shorts dürfen bunt sein. Sie dürfen wild sein. Flamingos, Dinosaurier, Raketen? Alles erlaubt. Hauptsache, sie machen mit beim Toben. Sichtbar geschredderte Knie sind kein Makel, sondern ein Ritterschlag.

Doch dann kommt der Wendepunkt. Spätestens mit acht Jahren wird aus dem Kind ein kleiner Mensch mit Stolz. Das ist der Moment, in dem Shorty-Shorts ins Museum gehören.

Denn was bei Kleinkindern charmant ist, wirkt bei älteren Jungs wie ein Outfit auf halbem Weg zur Unterhose. Also: Finger weg von ultrakurzen Shorts. Ein Zentimeter mehr Stoff kann Wunder wirken. Mütter, Lehrerinnen und alle anderen Beobachter gerne breitbeinig sitzender Männlichkeit sind sich einig: Man muss nicht immer alles sehen.

Und das gilt nicht nur für Kinder.

2. Pubertät und Postadoleszenz (13 bis 19 Jahre):

Skinny Jeans in Shortsform sind der modische Feind in dieser Phase. Als lange Variante gerade noch okay, müssen Jungs, die ohnehin zwischen Stimmbruch und Selbstfindung pendeln, nicht zusätzlich in hautengen Shorts um ihr Selbstbewusstsein ringen.

Warum? Weil Skinny-Shorts aussehen, als hätten sie sich an die Beine geschmiegt wie zu heiß gewaschene Leggings. Jeder Schritt wird zur Performance. Das wirkt nicht sexy, sondern gehetzt.

Besser: lockere Cargo Shorts, mittellang, mit ausreichend Taschen für die wichtigsten Teenager-Accessoires. Oder klassische Chino-Shorts in gedeckten Tönen. Wer seine Reife betonen will, greift zu Erd- und Grautönen.

3. Die Zwanziger: Zwischen Festival und Vorstellungsgespräch

Hier wird’s heikel. Die Zwanziger sind ein modisches Minenfeld. Zwischen After-Work-Bier und Bachelorarbeits-Abgabe lauern allerhand Gelegenheiten für Stilkatastrophen.

Fauxpas Nummer eins: Shorts mit tiefem Schritt und hängenden Taschen. Sie suggerieren eine Coolness, die mit 17 noch originell wirkte, mit 27 aber eher nach Dauerstudent und Untermieter im Hotel Mama aussieht. Wer ernst genommen werden will, zieht sich an wie jemand, der mitdenken kann. Oder zumindest: mitgewaschen hat.

In dieser Phase feiern wir die Renaissance der Straight Jeans. Auch als Shorts-Variante? Ja, aber sagen wir mal so: nicht für alle Gelegenheiten passt der Spruch „kurz und gut“ – also aufgepasst. Die kurze Variante darf gerne etwas länger sein und muss deutlich aus der Short-Short-Ecke raus. Aber dann sitzt sie, lässt Raum, wertet auf. Kombiniert mit einem unaufgeregten Shirt wirkt sie wie der große Bruder im besten Sinne: souverän, zuverlässig, nie peinlich.

4. Die Dreißiger: Coolness trifft Kontext

Mit 30 beginnt die Zeit, in der ein Mann nicht mehr alles tragen muss, nur weil es Trend ist. Und das ist gut so. Shorts? Ja. Aber mit Charakter.

Shorty-Shorts? Nein. Man kann es nicht oft genug sagen. Nie. Wer mit über 30 noch Oberschenkel zeigt wie ein TikTok-Turnlehrer, braucht keine Aufmerksamkeit, sondern eine Intervention.

Setze auf Struktur: Cargoshorts in gedeckten Farben, mit funktionalem Schnitt und hochwertigem Material. Kombiniert mit Poloshirt oder weitem Leinenhemd wirkt das erwachsen, ohne bieder zu sein. Der Mann in seinen Dreißigern kennt seine Silhouette und steht dazu.

5. Die Vierziger: Die Hohe Schule der Lässigkeit

Die Kinder machen jetzt schon eigene Outfit-Fehler, man selbst muss aber auch nicht mehr alles kommentieren. Leben und leben lassen. Dafür darf man in Ruhe kombinieren. Shorts in dieser Altersklasse? Bitte nicht mehr aus Stretch-Jersey oder mit Comic-Print.

Was jetzt zählt, ist Material. Baumwolle. Leinen. Feste Webware. Farben? Sand, Oliv, Dunkelblau. Schnitte? Geradlinig. Funktional. Mit Geschichte.

Ein Mann in den Vierzigern kann Shorts tragen wie Clint Eastwood einen Blick: ruhig, mit Haltung, ohne Erklärung. Wer einen ganzen Sommertag lässig durchsteht, ohne zu wirken wie ein hyper-aktiver Praktikant mit Verdacht auf ADHS, hat Stil verstanden. Weniger Aufstand, mehr Statement.

6. Die Fünfziger und darüber: Würde statt Wunder

Die große Kunst besteht darin, Shorts zu tragen, ohne jugendlich wirken zu wollen. Denn während viele in dieser Phase zur bermudaisierten Bequemlichkeit neigen, ist jetzt Fingerspitzengefühl gefragt.

Finger weg von Sportshorts außerhalb des Sports. Auch Hawaii-Prints oder weiße Shorts auf Gartenpartys wirken eher wie ein billiger Segeltörn auf dem Baggersee als ein echtes Statement.

Besser: Gut sitzende, nicht zu enge Baumwollshorts. Kein funktionales Hightech-Gedöns sondern Ruhe und Eleganz. Vielleicht ein Ledergürtelchen, ein gekrempelter Saum, eine kleine Erinnerung an die Sixties. Shorts, die nicht schreien, sondern erzählen.

Fazit: Der Stoff, aus dem die Reife ist

Shorts sind kein Modethema. Sie sind ein Messgerät. Für Stil. Für Haltung. Für Würde unter der Gürtellinie. Im Sommer zeigt sich gnadenlos, wer irgendwann steckengeblieben ist und wer sich weiterentwickelt hat. Wer kennt nicht einen 55+ mit Cargo Shorts im Military-Look und schwarzem Band-T-Shirt einer längst vergessenen Hair-Metal-Kapelle, deren letztes überlebendes Mitglied gerade wegen Rücken die Comeback-Tour durch Schulturnhallen abbrechen musste. Learning: Männer im fortgeschrittenen Alter, die versuchen auszusehen wie ein Roadie nach 20 Nächten im Nightliner, schaffen in der Regel seit 35 Jahren brav bei der Stadtverwaltung und sind nicht mal halb so cool wie Vanillepudding.

Choose your shorts wisely!


Frank Krupka
Titelfoto von Marcel Strauß auf Unsplash
Foto Cargoshorts von Nikola auf Unsplash

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