A Streetcar named desire

von | Dez. 26, 2025

Alexander vor der Straßenbahn an der TU Darmstadt – Projekt zur Entwicklung autonomer Tram-Systeme.

Tennessee Williams schrieb über eine Straßenbahnlinie, die es in New Orleans wirklich gab, Alexander forscht an der selbstfahrenden Straßenbahn, die es in Deutschland demnächst geben wird. „Endstation Sehnsucht“? Von wegen …

Hallo Alexander, erzähl uns doch zuerst mal, wer du bist, wo du herkommst und wie du hier gelandet bist. 

Alles ein bisschen chaotisch. Der lineare Lebenslauf ist bei mir irgendwie nicht so richtig angekommen. Ich habe in Darmstadt studiert und bin ganz früh hier in die Maker-space-Szene gekommen, weil ich mich für 3D-Scanning interessiere, also die Digitalisierung von physischen Gegenständen, und generell gerne Dinge erschaffe. Dann habe ich irgendwann am schwarzen Brett der Mensa eine Ausschreibung gesehen, dass ein Start-up jemanden sucht, der programmiert. Ich habe mich dafür gemeldet und immer ein bisschen nebenher mitgearbeitet. 

Danach war ich bei Bosch Engineering zunächst als Praktikant und dann als Werksstudent im Bereich Assistenzsysteme für Straßenbahnen. Das war eine sehr spannende und erfüllende Zeit für mich, jedoch habe ich mich gegen den Verbleib bei Bosch Engineering entschieden, da ich meine Ideen beim Start-up weiter umsetzen wollte. Ich habe das Start-up dann vom ersten Prototyp, der noch von einer Forschungseinrichtung kam, über die ersten seriennahen Maschinen aus meiner Feder bis zum ersten echten Kundeneinsatz mit begleitet.

Am Ende war ich CTO des Start-up mit einem wirklichen tollen Team. Allerdings kam dann am für mich gefühlten „Make or Break“-Punkt Corona und ich musste für mich persönlich in dem Jahr einen Schlussstrich ziehen. Ich habe danach erst einmal etwas „Bodenständiges“ gemacht und anderthalb Jahre als Versuchsingenieur gearbeitet. Sowohl Team als auch Produkt waren super, jedoch merkte ich in dieser Zeit, dass mir hierbei etwas fehlte. Nach dem Ende des Start-ups dachte ich zunächst, ich bräuchte mehr Sicherheit und Ordnung, aber musste feststellen, Freiheit und ein wenig Chaos beflügeln mich, und so wollte ich wieder in die Wissenschaft. Deshalb habe ich mich an der TH Aschaffenburg als Start-up-Berater beworben. 

Im VentureLab, über das wir uns kennengelernt haben?

Genau, im VentureLab Aschaffenburg. Dort habe ich den internen Makerspace ausgebaut und Start-up-Gründer und solche, die es werden wollen, beraten. Dabei habe ich jedoch gemerkt, dass ich gerne wieder etwas Eigenes machen will. 

Für ein eigenes Start-up hatte ich damals aber noch nicht wieder den Kopf, weil das alles noch relativ frisch war mit dem eigenen Start-up, und die Forschung reizte mich mehr. Also habe ich mich umgeschaut und die Straßenbahnforschung hier in Darmstadt am FZD entdeckt. Nach dem ersten Kennenlernen war es für beide Seiten eigentlich klar, dass es wunderbar passt. So kam ich wieder an die TU Darmstadt und ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit der Entscheidung. 

In dieses universitäre Leben wieder reinzukommen war aber zunächst nicht so leicht. Den Abschluss habe ich 2019 gemacht und dann bin ich hier Mitte 2023 wieder aufgeschlagen. Sowohl Bachelor und Master habe ich hier gemacht, und jetzt mache ich noch den Doktor hier. Ich habe insgesamt schon ganz schön lange studiert, sind wir mal ehrlich. 

Du wirst dafür keine Vorwürfe hören hier in der Runde.

Ich bin damit, wie es gelaufen ist, im Rückblick ganz zufrieden, weil es einfach so viel ist, was ich neben dem Studium noch gemacht und gelernt habe. Und ich muss auch ehrlich sagen, einen Doktor direkt nach der Uni hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft. Die Selbstorganisation, Selbsterkenntnis, Kontakte knüpfen – da ist so viel, was ich in meiner „Gründerzeit“ gelernt habe, wovon ich jetzt sehr profitiere, das fehlte mir damals definitiv noch. 

Was war denn die Initialzündung für deine Studiengangentscheidung? 

Ich war schon immer ein Bastler und Schrauber, habe ständig irgendwelche Sachen entwickelt und auch selber Platinen gelötet. Informatik und Elektrotechnik waren schon immer mein Steckenpferd, und Maschinenbau war dann halt auch dabei. Bei der Studienentscheidung habe ich mich für Maschinenbau entschieden, weil ich das andere ja schon halbwegs konnte und das studieren wollte, was ich noch nicht so richtig kann. Gut, das war nicht der leichteste Weg – vielleicht hätte ich es mit einem anderen Studiengang leichter gehabt.

Aber ich bin durchaus zufrieden, weil es im Maschinenbau viele Probleme gibt, die zur Lösung Informatik und Elektrotechnik benötigen. Das macht es spannend. Man lernt das aber nicht nur im Studium selbst, sondern muss sich dieses Skill-Set selbst erarbeiten. Es war schon immer der naturwissenschaftliche Bereich, der mich gereizt hat, und daher hatte ich auch den Antrieb, mich hier selbst weiterzubilden. 

Dann erzähl uns doch mal was über dein Wissenschafts- und Forschungsthema. 

Das aktuelle Projekt, an dem ich arbeite, ist von HOLM, dem „House of Logistics and Mobility“ in Frankfurt, gefördert, und es geht um einen intelligenten Kreuzungsassistenten für Straßenbahnen. Das heißt: Linksabbiegerunfälle, also Fahrzeuge, die von links auf die Gleise der Bahn einscheren, oder allgemein kreuzenden Verkehr besser vorherzusagen und gegenüber heutigen Systemen durch Vorhersagen die Unfallschwere oder die Häufigkeit zu reduzieren. Ziel ist es, Straßenbahnfahrer in ihrer Arbeit zu entlasten und die Sicherheit zu steigern.

Daneben forsche ich für meine Dissertation an der Interaktion von Straßenbahnen und anderen Verkehrsteilnehmern. Vor allem interessiert mich hierbei, wie zum Beispiel das bunte Treiben auf dem Luisenplatz funktioniert. Wenn man dort öfters unterwegs ist bekommt man häufig mit, wie doch noch knapp vor einer Straßenbahn vorbeigerannt wird. Insgesamt passiert dafür relativ wenig, und genau diese Situationen möchte ich verstehen. 

Das geht vom Maschinenbau weg eher in den IT-Bereich Machine Learning, oder? 

Die Informatiker haben da eine Sicht auf die Problemstellung und die Maschinenbauer eine leicht andere. Im Maschinenbau kommen wir mit einem klassischen Sicherheitsgedanken: Wie können wir die Sicherheit nachweisen? Wie können wir technisch sicherstellen, dass da nichts passiert? Die Informatik ist auch in dem Bereich unterwegs, aber häufig eher an der algorithmischen Problemlösung interessiert, wie man das alles mit Algorithmen umsetzen kann.

Zur Problemlösung muss man eng zusammenarbeiten und alles ganzheitlich betrachten. Das sind keine Konzepte, die ausschließlich in der Informatik existieren oder ausschließlich im Maschinenbau. Das Ganze ist ein Thema, das sehr vielschichtig ist. Künstliche Intelligenz und Machine Learning spielen eine wichtige Rolle, weil automatisiertes Fahren viel mit Gefahrenerkennung zu tun hat und sich hier diese Systeme gut eignen. KI ist der große Oberbegriff, der gerade in den Medien ist, in der Umsetzung ist das aber sehr viel kleinteiliger und unterschiedlicher.

Ein Tesla zum Beispiel versucht, alles in ein großes Machine-Learning-Modell zu packen, und das soll dann alles lösen. Wir sind in Deutschland da eher ein bisschen modularer unterwegs. Wir wollen verstehen, wieso ein KI-System eine Entscheidung trifft und wie es sie trifft. Wir müssen uns absichern, dass die KI das Richtige gelernt hat, und dies ist bei einem einzigen großen Modell deutlich herausfordernder. Das ist ein ganz großes Fragezeichen, wo viel Arbeit reinfließt und reingeflossen ist.

Personen im Gespräch an einem Holztisch vor einer großen Fensterfront. Alexander gestikuliert, während er seine Idee erklärt.

Warum autonome Straßenbahnen keine Spielerei sind

Das Projekt mit der autonomen Straßenbahn könnte ja relativ schnell sicher und einsatzfähig sein, weil es einen echten Menschen als Sicherheitsfeature hat, oder? 

Bei der Straßenbahn muss man beachten, dass es nicht nur die eigentliche Fahraufgabe gibt, sondern zum Beispiel im Notfall auch die Passagiere entfluchtet werden müssen, wenn jetzt doch ein Unfall passiert. Es muss auch immer sichergestellt werden, dass mit dem Fahrzeug alles in Ordnung ist, oder es muss jemand behilflich sein, wenn ein Fahrgast mit einem Rollator oder einem Rollstuhl ein- oder aussteigen will. Der Mensch hat auch noch einige Überwachungsaufgaben, die dazukommen und die aktuell nicht von einer KI übernommen werden können.

Da sind also noch viele Sachen, wo dann der Mensch noch notwendig ist. Aber auch die eigentliche Fahraufgabe kann durch eine KI noch nicht komplett erledigt werden. Man meint ja, das ist schienengeführt, das ist alles super. Ja, das macht die Sache zunächst einfacher, aber später auch wieder sehr viel schwieriger. Der Straßenbahnfahrer muss im Zweifel nämlich abwägen: Bei einer Gefahrenbremsung, um den äußeren Verkehrsteilnehmer möglicherweise zu schützen, können sich im Wagen Menschen schwer verletzen, weil sie nicht angeschnallt sind. Und auch das Zwischenmenschliche lässt sich nicht ersetzen. Der Straßenbahnfahrer kommuniziert ja auch mit anderen Verkehrsteilnehmern durch Blicke, durch Körperhaltung. Also das sind ganz, ganz viele spannende Fragestellungen, die noch zu lösen sind. 

Was hältst du für den nächsten realistischen Durchbruch im Bereich automatisiertes Fahren? 

Ich glaube, technisch sind wir schon ziemlich weit. Jetzt kommen wir an den Punkt, wo wir auch mal ein bisschen was ausprobieren müssen. Und da stellt sich eben auch die Frage, was wir als Gesellschaft akzeptieren. Können wir akzeptieren, dass eine Maschine Entscheidungen trifft, die möglicherweise zu Unfällen oder Toten führen, auch wenn sie insgesamt sicher ist? Wenn ich als Mensch einen Unfall baue, dann wird das eher akzeptiert, denn der Mensch ist limitiert in seinen Fähigkeiten. Dass eine Maschine auch limitiert ist, sei es auch durch äußeren Einfluss, wird weniger akzeptiert.

Wir möchten Fehlerquoten natürlich möglichst bei Null halten. Das ist auch sinnvoll, jedoch wenig realistisch. Dieser gesellschaftliche Diskurs wird das nächste Spannende sein, also wie wir uns da rantasten wollen oder wie wir das jetzt wirklich einführen. Die Diskussion über die Risiken müssen wir führen, da müssen Gedanken erst noch langsam kultiviert werden. Was am Ende immer funktioniert, ist, den Leuten zu zeigen, dass etwas funktioniert. Wenn jemand für sich persönlich einen Mehrwert sieht, dann nutzt er den auch und akzeptiert mehr. 

Was hat sich denn in Darmstadt für junge Gründer verändert seit deinem Einstieg in die Uni? 

Ich habe 2010 angefangen, hier in Darmstadt zu studieren und was seitdem in Sachen Start-ups passiert ist, das ist schon gewaltig. Das Schöne ist vor allem diese ganze neue Makerspace- und Start-Up-Kultur, die hier beheimatet ist. Diese Leute, die eigenmotiviert sind, was zu machen, weil man Lust darauf hat, weil es einen interessiert. Da kommt so viel dabei raus und das ist auch, was ich eigentlich jedem nahelegen würde: einfach mal machen, ausprobieren, sich weiterentwickeln, sich von der Neugier treiben lassen. 

Ist Gründen nur etwas für junge Leute, oder wie würdest du einen Menschen im Alter von 45 oder 50 Jahren dazu motivieren, sich selbstständig zu machen? 

Ich habe den Vorteil, dass ich nicht die familiären Verpflichtungen eines 45-jährigen habe. Dass so und so viel Geld reinkommen muss, damit alle gut überleben können. Das ist eine ganz andere Freiheit. Aber für junge Leute muss die finanzielle Seite auch geklärt sein. Jemand, der jetzt sich sein Studium selbst finanziert, der wird sich das mit einer Selbstständigkeit vielleicht doch nochmal anders überlegen.

Das Risiko, das mit dem Gründen einhergeht, ist also weniger eine Frage des Alters als eine wirtschaftliche, und wir sollten uns fragen: Wie können wir es den wirklich motivierten und fähigen Leuten trotzdem ermöglichen, sich selbstständig zu machen. Und da ist ein Start-up-Zentrum schon mal ein sehr guter Ansatzpunkt und eine Möglichkeit, die man publik machen sollte.

Und das nächste Thema ist die Bürokratie in Deutschland. Bis man irgendwie auch nur mal einen Zettel in der Hand hat, der erlaubt, dass man was machen kann. Es gibt so viel Papierkram und mögliche Behördengänge, die man kaum überblickt: Das will und kann man eigentlich allein nicht schaffen. Das zu entschlacken – nicht nur in der Start-up-Kultur, sondern generell – würde uns unendlich helfen. Wir sollten uns immer überlegen, was wir mit einem Gesetz erreichen wollen und wie man Bürokratie leichter und verständlicher macht, damit man nicht gleich noch einen Rechtsanwalt fragen muss. 

Das hören wir immer wieder. 

Es ist immer wieder das Gleiche. Man könnte die Leute auch fragen, wie man sie motivieren kann. Ich glaube, dass jeder Mensch irgendwo motiviert ist. Wenige sitzen gerne 24/7 daheim und drehen Däumchen. Viele wissen aber gar nicht, was ihre Motivation ist. Gehen wir mal von folgender Grundannahme aus: „Menschen wollen was machen, wollen sich aber auch finanzieren können und einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten.“ Ich glaube, dann könnte man viele Leute motivieren, ob es jetzt für die Start-up-Gründung ist oder auch zum Beispiel für die Arbeit im sozialen Bereich. Man kann ganz viel erreichen, wenn man merkt, die Leute haben Lust und wir können was aufbauen. 

Wo siehst du denn eine Möglichkeit, dass sich Menschen connecten können, die Lust haben, was zu tun? 

Das ist das Schöne an Makerspaces oder generell bei diesen kreativen Werkstätten, weil da sind erstmal alle auf dem gleichen Niveau, da gibt es keine Hierarchie. Alle gehen dorthin, weil es sie interessiert. Und dieser Austausch, den ich da erlebt habe, ist einfach schön. Jemand mit über 60 hilft da jemandem, der gerade Abi gemacht hat, und die tauschen sich auf Augenhöhe aus. Der eine profitiert vom Wissensschatz, der andere, weil er neue Technologien kennenlernt. Und wenn man diesen Austausch auf Augenhöhe von den unterschiedlichen Standpunkten fördert und zulässt, kann man nur gewinnen.

Der eine hat mit 58 vielleicht schon die ganze Industriegeschichte mitgemacht, und da muss sich der Jüngere dann vielleicht mal erklären lassen, warum man denn damals überhaupt zu der Lösung gekommen ist, die vielleicht in der heutigen Zeit komplett aus der Zeit gefallen ist. Aber es gibt einen Grund, wieso wir da sind, wo wir sind. Deswegen sollte man sich die Gründe für eine Entscheidung erklären lassen und sich fragen, wie wir es jetzt besser machen können.

Wenn man sich alte Technologien anschaut, dann waren da häufig sehr clevere Leute am Werk. Die hatten nicht die technischen Mittel, aber die waren mindestens genauso clever wie wir heute, nur eben mit den Werkzeugen ihrer Zeit. Andererseits gibt es auch unfassbar clevere junge Leute, die heute diese Fackel weitertragen.

Dieses beiderseitige Verständnis der Generationen fehlt aktuell etwas. Da müssen wir mal wieder ausbrechen. 

Ein Platz für alle: Mobilität als soziales Projekt

Deine Arbeiten zur Mobilität drehen sich immer um ÖPNV. Zufall, oder hat das einen Hintergrund? 

Ich würde sagen, uns geht es nicht schlecht, wir leben auf einem ganz guten Niveau. Aber wir sollten vielleicht das „Uns geht es nicht schlecht“ ein bisschen gleichmäßiger verteilt bekommen. Das ist auch der Grund, weswegen ich den ÖPNV so schätze, denn davon profitieren alle. Am besten ist eigentlich, wenn alle Schichten zusammen mit den gleichen Verkehrsmitteln fahren, dann gibt es diese Trennung nicht. Dann hat jeder das Interesse, dass die Bahn pünktlich ist. 

Was ist denn dein Lieblingsszenario zur Mobilität in zehn Jahren? 

Dass man kein Auto zwingend braucht. Ich will, egal zu welcher Zeit, egal wo ich bin, irgendwie heimkommen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Oder auch mal, ohne einen riesigen Umweg, ins Nachbardorf kommen. Ich will intelligente Systeme, die dynamische Routen anbieten. Ich will kein Experte sein im ÖPNV-Fahren. Ich will Mobilität als einfachen Teil meiner Lebensgestaltung haben. Wenn ich im ICE sitze, ist das toll! Ich habe gemütlich meinen Sitzplatz, kann den Laptop aufklappen, kann was essen, kann rausblicken, die Landschaft vorbeiziehen lassen. Im Auto muss ich selber fahren, dann ist das eine Aufgabe. Das kann auch Spaß machen, aber es macht nicht Spaß, auf der A3 im Stau oder im Berufsverkehr zu stehen.

Wie wäre es denn, wenn du eine Möglichkeit hättest, verkehrsmittelübergreifend deine Route zu planen? Alles in einer App planbar und bezahlen kann man auch gleich. 

Ja, genau sowas. Dann könnte ich mich drauf verlassen. dass irgendein Verkehrsmittel schon kommen wird. Das wäre eine richtige Erleichterung. Dieses „Nicht-mehr-drüber-nachdenken-müssen“, das wäre mir viel wert und würde die Mobilität natürlich auch erleichtern. Und das wiederum würde langfristig vielleicht auch unser Mindset verändern.

Ich war in Japan und unser Reiseleiter hat gesagt: „In 42 Minuten steigen wir aus“ – das war eine derart absurde Aussage für mich. Und ja, nach 41 Minuten und 30 Sekunden ging die Tür auf. Es hat gepasst. Wir hatten auf der ganzen Reise maximal eine Minute Verspätung. Ich glaube, vieles ist keine technische Fragestellung, sondern eine gesellschaftliche. Was ist uns wichtig und was ist unsere Erwartung? Niemand würde in Japan akzeptieren, dass es Verspätungen wie bei uns gibt. Und da sollten wir eigentlich auch wieder hinkommen, dass wir investieren wollen und dann stolz auf unsere Leistungen sind.

Man muss ja nicht immer die 110 % korrekte, technisch perfekte Lösung haben. Dieser Perfektionismus, der ist uns Deutschen ja auch manchmal in die Wiege gelegt. Lieber machen wir gar nichts, als das nicht perfekt zu machen. Wir müssten öfter mal 80 % machen, und dann sind wir schon mal ein Stück weiter. Und wenn wir dann da sind, dann sehen wir weiter. Mal plakativ gesprochen: Ich glaube, wenn man ein paar klugen Köpfen ein paar Kästen Bier oder anderes Kaltgetränk und ein bisschen Geld hinstellt und sagt: „Macht mal!“, dann kämen da genügend Leute in Deutschland zusammen, sodass da was Cooles passiert und wir Fortschritte machen.

Und, was ich in Deutschland an Start-ups schätze, dass dieser soziale Gedanke bei ganz vielen mit drin ist. Dass die nicht einfach nur Geld scheffeln wollen, sondern auch was in der Gesellschaft bewegen wollen. 

Was müssen wir an der Gesellschaft ändern, damit sich in Hinblick auf die Mobilität was ändert? 

Die technischen Mittel haben wir ja. Aber ich sag mal so, Technik ist nur ein Werkzeug, zum Guten wie zum Bösen. Und wir entscheiden am Ende vom Tag, wie wir es verwenden. 

Sehr spannend, danke dir. Dann gehen wir mal zu einer Straßenbahnstation und du zeigst uns deine Forschungsbahn! 


Interview: Chrissy & Frank
Fotos: Andrea

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