Urlaubszeit – Gute-Laune-Zeit. Eine ideale Gelegenheit für die nächste Top-10-Liste mit positiven Dingen – diesmal zum Thema Frankreich. In der Tradition unserer Listen, was wir an Holland toll fanden (Spoiler: alles!) und unserer Best-of-Belgien-Liste (Spoiler: alles – und die Waffeln!) folgt hier die Sommer-Sonne-Strand-Edition: „Le plus beau de la France“. Für alle, die keine KI zur Hand haben oder niemanden kennen, der im Französisch-Leistungskurs aufgepasst hat: Das heißt „Das Schönste an Frankreich“.
Soweit der Arbeitstitel. Nach 1.400 Kilometern im Auto, unzähligen Begegnungen mit Einheimischen, gelungenen Essensbestellungen und gestikulierten Verkaufsverhandlungen in Szene-Boutiquen nun die redigierte Version: „Le meilleur de la France“ – Das Beste von Frankreich.
Denn Frankreich hat mehr zu bieten als nur „schön“. Wir fanden: schlau, spannend, nett, funktional, niedlich, lecker, sympathisch, süß und intelligent.
Los geht’s, übrigens in nicht wertender Reihenfolge:
1) A wie Autobahn
Zufällig die Nummer 1, aber auch das Erste, was uns in Frankreich auffällt: toller Zustand, wenig Verkehr, angenehmes Tempo. Und – man kann es nicht oft genug sagen – Tempolimit!
In Deutschland verknüpfen wir Raserei gern mit Freiheit, aber habt ihr auf der Autobahn schon mal entspannt mit dem Beifahrer geredet und die Antwort verstanden – ohne dass sie in Todesangst herausgeschrien wurde? Das fühlt sich wirklich frei und entspannt an.
2) Mautstationen
Voll digitalisiert und verlässlich, funktionieren ohne Sprachkenntnisse mit allen gängigen Karten oder bar. Gerüchten zufolge sind dabei auch keine 240 Millionen Euro versenkt worden. Vielleicht, weil eine private Betreibergesellschaft ein echtes Interesse daran hat, dass der Laden läuft. Aber wer weiß das schon genau …

3) Autobahnparkplätze
Einzige Gemeinsamkeit mit deutschen Parkplätzen – die eher wie auf 100 Metern Länge durch drei Büsche abgetrennte Seitenstreifen mit einem Dixi-Klo wirken: Sie haben auch Namen. Aber damit endet die Ähnlichkeit.
Frankreich ist zwar dünner besiedelt, doch diese großzügigen Parklandschaften mit Naherholungsgebiet-Charakter sind für deutsche Touristen ein kleiner Kulturschock.
4) Autobahnraststätten
Hier hört sich alles auf. Vor allem aber der Glaube an das überlegene deutsche Organisationstalent.
Während man in Deutschland mit beiden Füßen auf der Bremse die Ausfahrt nimmt und sich vorsichtig der Raststätte nähert, fehlen in Frankreich plötzlich die in den Weg gestellten 40-Tonner und unbeleuchteten Tieflader mit Gefährdungspotenzial.
Niemand da. Freie Fahrt. Keine Laster. What? Die Szenerie hat Urlaubsflair: Grünflächen, ausreichend Parkplätze, entspannte Menschen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung – das Leben genießen. Manche essen, andere holen Kaffee, die meisten entspannen einfach gesellig.
5) Die fehlenden LKW
In Frankreich scheinen sich Staat und Raststättenbetreiber einig zu sein: Wildes Parken wird streng geahndet, dafür gibt es ausreichend Stellplätze abseits der Autobahn. Zudem dürfen Fahrer ihre Ruhezeit nicht im Lkw verbringen und müssen sich anderswo einquartieren. Auch dafür gibt es genügend Angebote.
6) Kaffeemaschinen
Wer gerne an der Raststätte auf die Geschicklichkeit der einzigen und überlasteten Aushilfe in der Kaffeeröstereibude vertraut, kann das hier überspringen.
Alle anderen: In Frankreich stehen massenhaft Kaffeemaschinen (hier waren es 30), an denen man wie im Hotel sein Wunschgetränk direkt bestellen und mit Karte zahlen kann. Wartezeit zu Stoßzeiten: null Minuten!
Und der Geschmack? Erstklassig. Wer mag, bekommt auch Starbucks.

7) Verkehrssituation (am Urlaubsort)
Sobald sich die Schranke des Hotelparkplatzes hinter dem Auto senkt, hat es seine Pflicht erfüllt – und wird während des Aufenthalts nicht mehr bewegt. Warum auch? Exzellent ausgebaute Radwege und verkehrsberuhigte Zonen sind im Jahr 2025 das Kennzeichen jeder zivilisierten Gemeinde (gell, Frankfurt – da staunst du!). Auch unser kleines Urlaubsparadies am Atlantik macht da keine Ausnahme.
Alles bewegt sich zu Fuß oder auf zwei Rädern. Und das meist auf denselben Wegen. Kann das gutgehen? Während man als gedankenloser Fußgänger in Bornheim bestenfalls ein „Pass doch uff, du Penner!“ zu hören bekommt – falls der Radfahrer einen überhaupt wahrnimmt und nicht gleich über den Haufen fährt – hört man hier entweder gar nichts oder ein verlegenes „Excusez-moi“ auf beiden Seiten.
Oder es wird einfach geduldig gewartet. Echt jetzt.
Obwohl die Situation stellenweise an den Verkehr am Arc de Triomphe in Paris erinnert, läuft alles völlig aggressionsfrei ab – es wird sich sogar angelächelt, gewunken und bedankt.
Klar gibt es unter den gechillten Radlern auch Raser. Meist sind es Jungs auf dem Weg zum Strand. Aber wenn man sich die Gründe für die Eile mal angeschaut hat, macht man gerne Platz.
8) Die Menschen
Der ideale Zeitpunkt, um seine Vorurteile über Bord zu werfen, ist gekommen, wenn der angeblich auf seiner Sprache beharrende Einheimische nicht mürrisch auf Ausländer reagiert, sondern zu strahlen beginnt, sobald man sich als nicht perfekt Französisch sprechend outet.
Haben wir die Franzosen falsch eingeschätzt?
Unfreundlich? Ganz im Gegenteil.
Arrogant? Kein bisschen.
Die raketenschnell losplaudernde Kellnerin im Restaurant tritt sofort auf die Bremse und erklärt geduldig – ein bisschen Englisch ist immer dabei –, welche Tiere auf der Karte mal geschwommen sind und, dass unser Lieblingsfisch leider schon aus ist.
Zuerst vermuten wir, dass es an mangelnden Erfahrungen mit deutschen Touristen liegt – es sind fast nur Franzosen vor Ort –, aber eigentlich scheint es eher eine grundsätzliche Lebenseinstellung zu sein.
Man bekommt immer ein Lächeln: am Frühstücksbuffet, vom Tischnachbarn im Restaurant, von entgegenkommenden Radlern, von Autofahrern, von Fremden am Strand.
Der Verdacht drängt sich auf: Franzosen sind in der überwältigenden Mehrheit einfach ziemlich nette Leute. Interessant.

9) Das Essen
Keine Überraschung: Gegessen wird gerne – und überall auf hohem Niveau.
Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man sich in einer strandnahen Location befindet, wo Besucher in Badehose und Flip-Flops sitzen, oder in einem schicken Restaurant, in dem man aber ebenfalls keinem ausufernden Dresscode ausgeliefert ist.
Allerdings: Schuhe + Shirt = Service wird hier ernst genommen.
Für ein paar Urlaubstage darf man sich ruhig dem Hang zu Süßkram hingeben – die können das wirklich gut. Selbst so einfache Dinge wie Bananenbrot machen Spaß.
Abends bringt man seine Ernährungspyramide mit frischem Fisch und Gemüse wieder in die richtige Lage.
10) Sport
Wer beim Dessert heftig sündigt oder dem süßen Frühstücksangebot nicht genug Widerstand entgegensetzen kann, ist hier genau am richtigen Ort, um die Kalorien gleich wieder loszuwerden.
Das Klima ist selbst im Hochsommer angenehm, und die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Unser Tagesablauf – begünstigt durch die Wetterlage: morgens diesig bis leicht verregnet, gegen Mittag aufklarend, nachmittags strahlend blauer Himmel bis zum schnulzig-bunten Sonnenuntergang – pendelte sich rasch folgendermaßen ein:
Morgens ausgiebiges Frühstück (siehe oben), davor großzügiger Verzicht auf die Joggingrunde, um den anderen Jogger*innen auf der Promenade ausreichend Platz zu lassen.
Nach dem Frühstück eine lockere Fahrradrunde mit Mittagspause in wechselnden Lokalitäten (abwechslungsreiche Ernährung – so wichtig!). Danach Mittagsruhe und am Nachmittag ab an den Strand.
Wer das für einen gechillten Ausklang hält, kann gern mal versuchen, eine halbe Stunde gegen die Atlantikwellen anzuschwimmen. Das ist anstrengend – macht aber wieder genug Appetit fürs Abendessen.
Nette Geste: Es sitzen ausreichend Rettungsschwimmer*innen am Strand, falls sich der übereifrige Tourist mal in Seenot begibt.
Und für die normale Verarbeitung schwimmerischer Glanzleistungen gibt es jede Menge Strandbars – mit sämtlichen Arten inspirierender Kaltgetränke.

Fazit:
Was man unbedingt aus dem Urlaub mitbringen sollte, ist: gute Laune – und eine neue Sichtweise auf alltägliche Probleme.
Vielleicht bringt man sogar Lösungen mit. Oder zumindest den Willen, welche zu suchen.
Wir waren übrigens in Capbreton an der südfranzösischen Atlantikküste – und kommen garantiert wieder!