Tier der Woche: Seeotter

von | Aug. 8, 2025

Extrem süßer Seeotter, wie er auf dem Rücken auf dem Wasser treibt und direkt in die Kamera schaut

Diese Woche geht es hinab in die zugewucherten Wälder vor der Pazifikküste Nordamerikas. Nicht aus Holz und Blättern, sondern aus Algen: die Tangwälder. Regenwälder unter Wasser, bestehend aus riesigen Braun- und Rotalgen, die wie Bäume auf dem Meeresboden wurzeln und bis an die Wasseroberfläche reichen. Ein komplexes Ökosystem, das an Land sicher ein Nationalpark wäre.

Mitten in diesem artenreichen Gewusel finden wir das Tier der Woche: den Seeotter. Niedlich, oder? Aber auch verdammt wichtig – denn ohne ihn gäbe es den nassen Wald gar nicht. Der Seeotter ist eine sogenannte Schlüsselart.

Seeotter fressen pro Tag über 100 Seeigel. Ohne diesen kulinarischen Eingriff ins Ökosystem würden die Seeigel die Wurzeln der Tangwälder radikal abgrasen und nichts hinterlassen als eine öde, steinige Unterwasserwüste (nennt sich sogar „Seeigel-Wüste“). Fehlt der Seeotter, dann kippt das ganze Ökosystem. Kettenreaktion. Dominoeffekt. Arten sterben aus, Lebensräume verschwinden, Nahrungsketten brechen zusammen. Denk mal drüber nach, wenn du das nächste Mal Angst vor zu viel Verantwortung hast.

Ein Seeigel, der auf einer Hand liegt.
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Der Seeotter ist also nicht nur süßer, treibender Marder – er ist ein flauschiger Macher.
Und was für einer: Seeotter sind unglaublich schlau, verspielt und verwenden Werkzeuge. Sie knacken Muscheln auf Steinen wie auf einem Amboss und benutzen diese auch als Brechstangen, um Muscheln aus dem Meeresboden zu hebeln. Sie trinken einfach Meerwasser, weil ihre Nieren das Salz wieder rausholen. Ihr Fell? Bis zu 400.000 Haare pro Quadratzentimeter(!). Das dichteste Fell im gesamten Tierreich – weil ihnen die isolierende Fettschicht fehlt, die andere Meeressäuger haben. Ein Otter mit Wohlfühlbauch wäre aber auch illegal süß.

Die Paarung der Seeotter findet in einer Bauch-an-Bauch-Stellung statt. Von außen sieht das aus wie eine süße Umarmung – tatsächlich geht es aber ziemlich ruppig zu: Nicht selten tragen die Weibchen nach der Begegnung Wunden an der Nase davon. Die entstehen, wenn das Männchen sich dort festbeißt, um nicht vom glitschigen Bauchfell der Partnerin ins Wasser zu plumpsen. Die Beziehung hält auch nur ein paar Tage, ist aber intensiv: gemeinsames Fressen, Spielen, Fellpflege und Paarung. Sobald das Weibchen trächtig wird, macht sich das Männchen allerdings aus dem Staub.

Früher reichte der Lebensraum der Seeotter von Japan bis Mexiko, doch die Jagd auf ihr Fell hat die Population fast ausgelöscht. Heute sind sie geschützt durch Naturschutzprogramme, aber stets bedroht durch Klimakrise, Öl, Industrie und Fischfang. Wir finden: Dieses Tier der Woche ist absolut schützenswert.

Falls ihr aber immer noch keine Otter-Fans seid, überzeugt euch vielleicht dieser letzte Fakt:
Wenn ein Otterjunges geboren wird, kann es noch nicht schwimmen. Dank seines flauschigen Geburtsfells treibt es aber wie ein kleiner Korken auf dem Wasser. Damit es dabei nicht abdriftet, wenn Mama-Otter tauchen geht, wickelt sie es einfach in einen Streifen Seetang ein – als Sicherheitsleine. Oder wie eine kleine, nasse Sushi-Rolle.


Tom

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