Anders als in der eher schlichten Aufforderung zum Konsum, um der Industrie wieder auf die Beine zu helfen, zeigt die verabschiedete Strategie zum autonomen Fahren einen realistischen und nachhaltigen Weg in die Zukunft auf.
Man hat schon geahnt, dass einfach wieder mehr Autos zu kaufen nicht die endgültig durchdachte Zukunftsvision sein kann. Auch wenn die Arbeiter natürlich zu Recht streiken: „Weiter so“ kann keine Lösung sein. Aber auch Diskussionen darüber, was man in den Tank kippen könnte, lenken nur von der harten Realität ab: Die Welt verändert sich auch ohne unsere Hilfe und unsere Produkte.
Mitspielen ist die bessere Lösung. Noch besser ist es, wieder die Markt- und Technologieführerschaft anzustreben. Der vorgelegte Entwurf zeigt sehr gut, wie das gelingen kann – und zwar erstaunlich breit: ÖPNV und Güterverkehr werden explizit einbezogen. Damit geht die Diskussion endlich über Reichweitenängste und Staulösungen hinaus.
Die Bedingungen sind gut: Deutschland ist Vorreiter und hat bereits 2021 mit einem Regelungswerk, das den Einsatz von autonomen Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Straßen ermöglicht, einen umfassenden Rechtsrahmen für autonomes Fahren geschaffen.
Lust auf Zukunft machen folgende, im Papier* genannte Potenziale:
- Erhöhung der Verkehrssicherheit durch den Einsatz zuverlässiger Technologien im Fahrzeug, wie zum Beispiel die Fahrzeugkommunikation mit der Umgebung (V2X-Technologie, Vehicle-to-Everything)
- Stärkung des Innovations- und Wirtschaftsstandortes durch die Entwicklung fortschrittlicher und wirtschaftlicher Mobilitätslösungen
- Steigerung des Zugangs zum ÖPNV und seiner Attraktivität gegenüber dem motorisierten Individualverkehr durch Erweiterung des Mobilitätsangebots
- Steigerung der Verkehrseffizienz durch Vernetzung optimal aufeinander abgestimmter Verkehre, Verkehrsflüsse und Verkehrsträger im Regelbetrieb und Verringerung von Stausituationen
- Geteilte Mobilitätsformen wie Carsharing, aber auch Fahrdienste wie Ridepooling und Ridehailing können sich durch autonome Fahrzeugtechnologien weiterentwickeln
Genauso werden aber auch die Herausforderungen und Aufforderungen an die Industrie formuliert:
- die Transformation des Automobilsektors ist in vollem Gange: Die Industrie muss nicht nur die Antriebswende, sondern auch die Digitalisierung des Angebots bewältigen.
- Regelungen auf EU-Ebene stehen noch aus
- Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur und Satellitenkommunikation sind notwendig
Also nichts, was man nicht bewältigen könnte, aber alles wichtige Beiträge zur Zukunftssicherung.
*Das ganze Dokument kann man hier downloaden:
https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/die-zukunft-faehrt-autonom.html
Foto von Emmanuel Acua auf Unsplash