Song der Woche: Geese – Au Pays du Cocaine

von | Okt. 16, 2025

Kanadagänse im Flug über einem See – Symbolbild zur Band Geese und ihrem Song ‚Au Pays du Cocaine‘.

Geese: Vier Ausnahmetalente aus Brooklyn mit eigenem Klangkosmos

Geese sind eine Rockband aus Brooklyn, New York; angeführt von Sänger und Songwriter Cameron Winter. Nicht zu verwechseln mit den ebenfalls existierenden Bands Goose aus Connecticut und Goose aus Belgien. Gans verwirrend wird es, wenn man erfährt, dass der Bandname Geese eigentlich auf den Spitznamen der Gitarristin Emily „Goose“ Green zurückgeht. Unterstützt werden Cameron und Emily von Bassist Dominic DiGesu und Drummer Max Bassin.

Die vier Musiker lernten sich während ihrer Highschool-Zeit in New York kennen (Abschlussjahrgang 2020). Noch bevor einer von ihnen ans College gehen konnte, sorgten ihre Demos in der Szene für so viel Aufsehen, dass sie gleich mehrere Labelangebote erhielten. Inzwischen haben Geese drei Alben veröffentlicht: Projector (2021), 3D Country (2023) und ihr aktuelles Werk Getting Killed, das Ende September erschienen ist, alle unter dem Label Partisan Records – dem Label, bei dem auch Künstler wie IDLES, Beth Orton oder Cymande unter Vertrag stehen.

Vom Debüt bis „Getting Killed“ – Eine Band mit stetiger Entwicklung

Seit ihrem Debütalbum Projector hat sich der Sound von Geese kontinuierlich weiterentwickelt. Auf 3D Country zeigten sie bereits mehr Mut zur Komplexität und Spielfreude. Mit Getting Killed (2024) gelingt ihnen nun die bisher reifste und geschlossenste Veröffentlichung.

Trotz Camerons Soloausflug mit dem von Kritikern gefeierten Heavy Metal (Ende 2024) stand er schnell wieder mit seiner Band im Studio. Produziert wurde Getting Killed von Kenny Beats (bürgerlich Kenneth Blume), der sich in den letzten Jahren vom Hip-Hop- zum Allround-Produzenten entwickelt hat; wie etwa mit seiner Arbeit am Idles-Album Crawler. Die Aufnahmen zu Getting Killed waren in nur zehn Tagen abgeschlossen, obwohl die Songs alles andere als simpel gestrickt sind. 

Musikalisch unterscheidet sich der Sound von Getting Killed von den Vorgängeralben. Der Indie Rock von Geese ist chaotisch, eigenwillig und doch erstaunlich zugänglich. Getting Killed klingt trotz des düsteren Titels weniger depressiv, als man erwarten würde. Der Opener Trinidad explodiert zwar früh mit dem Chorus „There’s a bomb in my car“, Cobra drosselt gleich danach jedoch das Tempo und wirkt fast versöhnlich. 

Luftaufnahme einer verschneiten, einsamen Küste mit dunklem Wasser – eine kalte, entrückte Szenerie, die die Stimmung von ‚Au Pays du Cocaine‘ widerspiegelt.

„Au Pays du Cocaine“: Ein Song, der verführt, verstört und fasziniert

Unser Song der Woche, Au Pays du Cocaine, geht es noch eine Spur ruhiger an. Er vermischt Themen wie Abhängigkeit, emotionale Verwirrung und Verlust in einem Text, der bewusst mehrdeutig bleibt. Je nach Lesart geht es um Familien-, Liebes- oder Drogenbeziehungen. Besonders spannend ist die Perspektive des Songs: Er scheint aus der Sicht der Droge selbst erzählt zu sein, die verführerisch, manipulativ und empathisch zugleich auf den Abhängigen einredet. Verstärkt wird dieser Eindruck durch Zeilen wie: “You can stay with me and just pretend I’m not there”; “Baby you can change and still choose me.”

Das kürzlich erschienene Musikvideo verstärkt diese Ambivalenz der Perspektiven noch. Mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten (wer mag schon Spoiler). Schaut am besten selbst auf YouTube vorbei und bildet euch eure eigene Meinung.

Für wen ist Geese also etwas?

Für alle, die genug haben von glatten Songstrukturen und sich nach kontrolliertem Chaos sehnen. Für Hörerinnen und Hörer, die Camerons stimmliche Bandbreite zwischen benebeltem Murmeln und hysterischem Schreien zu schätzen wissen. Für Menschen, die akzeptieren können, dass es ganz schön schwierig wird, die Songs im Auto akkurat mitzusingen.  

Geese klingen nach keiner anderen Band und gleichzeitig nach so vielen Einflüssen aus etlichen Jahrzehnten Musikgeschichte. Ihr Sound wirkt nie gewollt „strange“, sondern natürlich eigen. Getting Killed ist so geschlossen und stilistisch eindeutig, dass man sich künftig dabei ertappen wird über andere Bands zu sagen: 

„Das klingt ziemlich nach Geese, oder?“

Zum Musikvideo von Au Pays du Cocaine geht’s hierentlang:


Wer noch mehr Songs der Woche finden möchte, kann dies über diesen Link hier tun. Aber Achtung: der Musikgeschmack unserer Redaktion ist manchmal besonders.


Text: Tom

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