„Für mich ist der Weg das Ziel:
Abschluss, sportliche Herausforderungen..
ich bin offen dafür, welche neuen Ziele der Weg mit sich bringt.“
Wenn wir über die Mobilität der Zukunft reden, fangen wir doch am besten mit jemandem an, den das auch in Zukunft noch interessiert. Deshalb hier – im Gegensatz zum letzten Heft – die jüngste Teilnehmerin unserer Interview-Runde ganz am Anfang.
Für uns steht Selma stellvertretend für alle, die nach uns kommen und deren Leben wir mit unseren Handlungen beeinflussen. Oft ist es eine ganz einfache Entscheidungshilfe: der nächsten Generation den Weg zu ebnen statt ihn zu verbauen.
Hallo Selma, stell dich unseren Leser*innen doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Selma Herrmann, ich bin 23 Jahre alt und studiere Medical Engineering and Data Science an der Technischen Hochschule Aschaffenburg. Mein Studium verbindet Technik und Medizin, was mir unglaublich viele spannende Einblicke in beide Welten ermöglicht.

Was begeistert dich gerade in deinem privaten Leben?
Momentan begeistert es mich, verschiedene neue Erfahrungen zu machen und dabei herauszufinden, was am besten zu mir und meinem Alltag passt. Letzten Sommer habe ich zum ersten Mal an einem Halbmarathon teilgenommen. Die Vorbereitung und der Lauf selbst haben mir gezeigt, wie sehr das Laufen ein toller Ausgleich zum Stress sein kann. Solche Herausforderungen, die mich wachsen lassen, motivieren mich sehr.
Und was begeistert dich in deinem beruflichen Leben?
Ich absolviere derzeit mein Praxissemester und arbeite an der Entwicklung von Wirbelsäulen-Instrumenten und Implantaten. Diese Arbeit eröffnet mir viele neue Perspektiven, da ich bisher in meinem Studium wenig mit CAD und technischer Entwicklung in Kontakt gekommen bin. Die Möglichkeit, neues Wissen und praktische Anwendungen direkt kennenzulernen, begeistert mich besonders.
Was ist dein persönliches Ziel für die nächsten 5 Jahre?
Ich tue mich schwer, ein großes Ziel festzulegen, da ich finde, dass persönliche Weiterentwicklung ein ständiger Prozess ist. Für mich ist der Weg das Ziel. Natürlich gehören dazu Meilensteine wie mein Studienabschluss oder auch sportliche Herausforderungen wie die Teilnahme an einem Hyrox-Wettkampf. Ich bin offen dafür, welche neuen Ziele der Weg mit sich bringt – und das ist für mich das Schöne daran.
Wie mobil ist dein Leben?
Da ich nicht in meinem Studienort wohne, sondern von meinem Heimatort pendle, spielt Mobilität eine große Rolle in meinem Alltag. Ich fahre mit dem Auto, da es keine gute öffentliche Verbindung zwischen meinem Wohnort und der Hochschule gibt. Mit Bus und Bahn wäre ich über 1,5 Stunden unterwegs – für eine Strecke von 35 Kilometern.
Hat die Erreichbarkeit deine Uni-Wahl beeinflusst?
Ja, zu Beginn meines Studiums war es mir wichtig, in der Nähe meiner Familie zu bleiben. Außerdem wollte ich mir das Wohnen in einer eigenen Wohnung finanziell nicht direkt zumuten. Ich versuche, soweit es geht, meine Kosten selbst zu tragen, was heute für Studierende nicht leicht ist. Öffentliche Förderungen wie BAföG basieren auf dem Einkommen der Eltern, was oft nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Studierenden entspricht.
Wie hat sich dein Aktionsradius seit der Schulzeit verändert?
Durch die größere Entfernung zu Kommilitonen und zur Uni hat sich mein Alltag stark verändert. Spontane Treffen, wie sie in der Schulzeit üblich waren, sind heute schwieriger. Gemeinsam mit meinen Kommilitonen nutzen wir digitale Plattformen wie Discord, um Gruppenarbeiten oder Lernphasen zu koordinieren. Persönliche Treffen sind dadurch eher selten geworden.
Erzähl uns etwas über das Studium – ihr habt ein spannendes Start-up-Projekt gestartet!
Im Rahmen des Moduls „Informatik 4“ haben wir eine App entwickelt, die den Belegungsstatus von Krankenhausbetten automatisiert erfasst. Unterstützt wurden wir dabei vom VentureLab der Hochschule, das uns die Möglichkeit gab, die Idee als Start-up weiterzuentwickeln. Aktuell liegt das Projekt aufgrund meines Praxissemesters auf Eis, aber sobald die Vorlesungen wieder starten, möchten wir es fortsetzen.
Eine ähnliche App von Kommilitonen aus höheren Semestern wird bereits im Klinikum Aschaffenburg eingesetzt, zum Beispiel für Dokumentationsprozesse im Hebammenstudiengang. Solche Projekte zeigen, wie dringend der Gesundheitssektor in Deutschland innovative digitale Lösungen braucht.

„Es ist unglaublich motivierend,
wenn man sieht, wie die eigenen Ideen
einen Unterschied machen können.“
Hat das Studium deine Sicht auf deine Zukunft verändert?
Definitiv. Besonders die Praxisphasen haben mir gezeigt, wie ich mein Wissen aus dem Studium konkret anwenden kann, um echte Probleme zu lösen. Gleichzeitig habe ich erkannt, wie viel Potenzial es gibt, das deutsche Gesundheitssystem durch technische Innovationen zu modernisieren und wettbewerbsfähiger zu machen.
Was wünschst du dir für Studium und Ausbildung?
Ich wünsche mir, dass noch mehr Praxisnähe und interdisziplinäre Projekte in die Ausbildung integriert werden. Es ist unglaublich motivierend, wenn man sieht, wie die eigenen Ideen einen Unterschied machen können. Solche Erfahrungen machen nicht nur Lust auf die Zukunft, sondern zeigen auch, wie man selbst dazu beitragen kann, die Welt ein Stück besser zu gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch!