Jahresrückblick 2026 – Blick zurück nach vorn

von | Dez. 26, 2025

So wird mein 2026 gewesen sein

Dieses Jahr machen wir mal alles anders. Besser. Optimistischer. Und das fängt beim Rückblick an. Warum sich in Erinnerungen suhlen, wenn es die Positiven kaum schaffen, die Negativen zu übertönen. Das ist nicht weinerlich, sondern uns biologisch leider mit auf den Weg gegeben worden. Allerdings hilft dieser Teil der Überlebensstrategie des Unterbewusstseins weder gegen aufstrebende Diktaturen im ehemals – und jetzt wieder – wilden Westen noch gegen wirtschaftliche Panikattacken in der uneinigen europäischen Heimat.

Also lassen wir es einfach weg und schauen nach vorn. Los geht’s …

Januar 2026 – Gleich los, fleischlos

Gleich am Anfang eine gute Entscheidung getroffen: Voll in den Veganuary eingestiegen. Die Seele war satt und der Körper bereit.

Ohne Kompromisse: keine Fleischersatzprodukte, die das Original auch optisch simulieren. Vegane Schnitzel, Bacon und Burger sind wahrscheinlich leichter verkäuflich, aber nicht unbedingt genauso gesund wie die Basisprodukte Tofu, Hülsenfrüchte und Linsen. Wenn’s Röstaromen richten müssen: Rezepte kann man googlen.

Februar 2026 – Helau

Fasching kam früh: so ungefähr, als ich 9 war. Danach flaute die Begeisterung schnell ab.

War also auch dieses Jahr kein Problem. Denn wenn man sich gesund ernährt, fühlt man sich auch gesund und hat weniger Bock, dieses dynamische Lebensgefühl mit Alkohol zu ruinieren. Ist jetzt ein blödes Timing, weil sich deutsche Brauereien auch gerade in der Krise befinden. Aber warum nicht mit den gewonnenen nüchternen Tagen öfter Auto fahren und so wenigstens der auch krisengeschüttelten deutschen Automobilindustrie beistehen? Weil der frischgebackene Fitness-Enthusiast am Rosenmontag mit dem Mountainbike durch die Gegend donnert. Warum bin ich mir so sicher, dass Rosenmontag war? Safe: Musste im Stadtpark zwei 1,70 m großen, rosaroten Kaninchen ausweichen …

März 2026 – Nicht lustig

Erfolg: Zeitgleich mit dem Erscheinen unserer Frauen-Ausgabe entschieden sich 99,9 % aller Frankfurter*innen gegen einen Besuch beim Krawallkomiker Mario Barth.

Wer über Schenkelklopfer des letzten Jahrhunderts auch nicht lachen kann, fand vielleicht die Social-Media-Kommentare erheiternd. INFO: Letzter Vertreter einer aussterbenden Hauruck-Komiker-Generation tritt entgegen anderslautender Gerüchte NICHT im Senckenberg-Museum, sondern in der Süwag Arena auf.

April 2026 – Ostern

An Ostern kamen wie jedes Jahr verlässlich die ersten Frühlingsgefühle.

Die Natur erwacht, die Sonne scheint schon wärmer und Familien werden angriffslustiger. Die Veganuary-Überbleibsel bestehen auf pflanzlicher Kost, der Große hat seine Schwester jetzt aber wirklich zum allerletzten Mal „falscher Hase“ genannt und es ist wirklich zu süß, wenn dir ein Vierjähriger unabsichtlich in die Eier tritt. Note to self: nächstes Jahr nicht unterm Esstisch verstecken!

Mai 2026 – Sommer

Der große Tag, endlich. In freudiger Erwartung, aber mit der gebotenen, nötigen, majestätischen Anmut beschreitet man den Weg hinunter zum Allerheiligsten.

Tief Luft holen, alle Muskeln anspannen und mutig den großen Zeh ins frische Wasser des 50-Meter-Edelstahlbeckens halten. SCHEIßE, IST DAS KALT. Knapp am Herzkasper vorbei bleibt am Ende die Befriedigung, das Wettschwimmen gegen die rüstige 70-Jährige gewonnen zu haben, die gar nicht wusste, dass sie an einem Rennen teilnimmt. Whatever. FREIBAD! 

Juni 2026 – FIFA-WM

Irgendwann im Juni hat mich dann doch das Virus erwischt. Beim Anstoß umgehauen.

Es folgen Fieberträume von jungen Leuten, die irgendwo spielen. Um irgendwas. Scheint wichtig. Dazwischen irritierende Bilder von Polizeigewalt aus 1933 oder 2026. Wer weiß das schon auseinanderzuhalten. Und Gavin Newsom ist immer noch stinkig, dass er nicht unser Trauzeuge sein durfte. Er wünschte, wir hätten ihn gewählt. Oder würden das tun. Später mal. Alles sehr verwirrend und fühlt sich nicht gut an. Inhalieren hilft bestimmt. Jemand kommt mit Spaghetti und ich drück Italien vergeblich die Daumen.

Kann mich nicht erinnern, wer gewonnen hat. Ich musste ausmachen, da war ständig ein glatzköpfiger Korruptionsskandal und ein ekliges, oranges Stück Dreck im Bild … Samsung ist informiert.  

Juli 2026 – Endlich Urlaub

Die WM ist beendet, das Finale gespielt, jetzt hat uns der Alltag wieder. Für Deutsche heißt das: ab in den Urlaub!

Wir klopfen uns auf die Schulter: Lebenserfahrung und vorausschauende Planung ergänzen sich zum perfekten Reiseziel. Da uns klar war, dass wir nach dem Fußball-Overkill die Schnauze von Ballspielen voll haben und die gesamte Mittelmeerküste mit Beachvolleyballplätzen zugebaut ist, hauen wir ab ins Surferparadies am Atlantik. Merke: Reiseplanung macht man am besten kaltblütig und vor der Verlängerung!

Aber wow: Was für ein Endspiel! Das wird großartig gewesen sein.

August 2026 – Deep Thoughts

Urlaub ist die beste Zeit, um abzuschalten und die Batterien wieder aufzuladen. Sand und Salzwasser zum Beispiel sind ideale Unterstützer beim Digital Detoxing. Aber wer sich auch beim vierten, stummen Frühstück als Alleinreisender fühlt und „Brötchen oder Croissant?“ für eine gesellige Konversation hält, braucht vielleicht etwas länger, um geistig wieder auf die Füße zu kommen.

Hier ein kleiner Selbsttest, um einen potenziellen „Always-on“-Schaden besser beurteilen zu können:

Topzustand: Du liest nach dem Joggen Thomas Manns „Buddenbrooks“ als echtes Buch und genießt es

Bedenklich, aber gerade noch okay: Du zuckst zusammen, weil du dein Handy nicht in der Hosentasche fühlst. Du zuckst ein zweites Mal, weil du merkst, dass die Badehose gar keine Tasche hat. Du willst deinem Kumpel eine WhatsApp schreiben, dass du so blöd warst, dein Handy in der Badehose zu suchen, zuckst überrascht zusammen und fängst an, dein Problem zu verstehen …

Nicht mehr zu retten: Wenn Leute, die an Horoskope glauben, zu Starbucks gehen, glauben die dann auch, dass sie so heißen, wie auf dem Becher steht?

Unterirdisch: Du nennst deine Frau ab dem dritten Tag am französischen Strand ‚Rotbäckchen‘ und sehnst dich nach deinen Kollegen, die bei so witzigen Gedanken nicht die Augen verdrehen …

September 2026 – Oktoberfest

Drängelnde Menschen. In der Schlange wird geschubst. Nur noch wenige Minuten bis zur Öffnung.

Der Körper spannt sich, ist bereit, alles zu geben. Aufregung und erste Schweißtropfen. Ein letzter Blick auf die anderen: erstaunlich wenig Dirndl. Dann ist es so weit: Der DHL-Shop macht auf und wir stürzen mit unseren druckfrischen Heften an den Schalter. Adrenalin und Dopamin mischen sich mit der Erkenntnis, dass wir kein Oktoberfest-Material sind. Wir bleiben in Hessen und feiern unser neues Heft.

Oktober 2026 – höchste Zeit

Krasse Sache: Die Uhr an der Mikrowelle zeigte nach ein paar Monaten plötzlich wieder die richtige Zeit. Bei Klaus nebenan auch. Irre.

Wir haben den Verein „zur Erforschung unerklärlicher Zeitsprünge“ gegründet, treffen uns jede Woche abwechselnd in unseren Küchen, trinken ein paar Bierchen und beobachten die verdächtigen Geräte. Nächstes Jahr fahren wir zusammen in den Urlaub. Ohne die Frauen.

November 2026 – USA goes Bananas

Was für ein Chaos bei den Zwischenwahlen in den USA. Aber das war vorauszusehen. Genauso wie der Leoniden-Schauer. Astronomisch bis politisch war alles ein bisschen Sternschnuppe.

Im Nachhinein hätte man wohl einiges anders machen müssen. Und ganz ehrlich: schon in Home Alone 2 war er eine krasse Fehlbesetzung.

Dezember 2026 – Rückblick

Hier stellen wir fest, dass genau das passiert ist, was wir uns 2025 zum Jahresende gewünscht hatten: Viele nette Leute kennenlernen, viel Zeit mit netten Leuten verbringen und generell nette Leute um uns haben.

So ein Glück, dass das alles geklappt hat und außer den beschriebenen Unannehmlichkeiten nichts weiter passiert sein wird. Toi, toi, toi …


Frank

Titelfoto von Andrey Soldatov auf Unsplash
Stadionfoto von Marty O’Neill auf Unsplash
Strandfoto von Khachik Simonian auf Unsplash

Das neue subzeroes ist da!

Ab sofort im Shop erhältlich.

Weitere Artikel