Schaun mer mal – also auf nach München zur IAA 2025!
Als vollwertiges Mitglied der Boomer-Bruderschaft (Führerschein, Hobby-Griller und von der Midlife-Crisis geschüttelter Sport-Übertreiber) bin ich zwar im Herbst meiner Autofahrerkarriere angekommen, verspüre aber so etwas wie einen zweiten Frühling.
Nach Jahren, in denen Autos immer sicherer, ökonomischer und schneller wurden, man gleichzeitig aber immer schlechter vorankam, zeigt sich ein Lichtstreif am Horizont. Ein Laserlicht? Möglich. Immerhin scheint mit BMW ein weiterer deutscher Hersteller die Zeichen der Zeit ernst zu nehmen – und stellt auf der IAA 2025 eine brandneue, rein elektrische Plattform vor.
Klingt idiotisch, das fast 20 Jahre nach dem Launch der erfolgreichsten Elektroautomarke extra zu betonen. Aber wer hat nicht in jüngster Zeit in einem deutschen E-Auto hinten über einen Kardantunnel gestaunt?
Anstatt also peinlich berührt die Karre mit roten Bäckchen wortlos an eifrige YouTuber zu übergeben, wird gefeiert. Als letzte autobauende Nation scheint Deutschland tatsächlich beschlossen zu haben, an der Zukunft teilzunehmen. Überraschung!
Wenn man sich – und die ganze Diskussion – mal ein bisschen beruhigt, wird klar, was in den letzten Jahren passiert ist: Dinge, die ausgereift sind und mit denen man sehr erfolgreich war, gibt man nicht einfach aus der Hand. Nur wegen des nächsten heißen Modetrends. Hier gilt es abzuwägen: Wie viel verdient man aktuell, was verspricht die Zukunft, und wie geht man mit eventuellen, fortschrittsbedingten Personalkürzungen um? Alles leichtfertig aufs Spiel zu setzen, kann ja keine verantwortungsbewusste Managemententscheidung sein.
Aber wie soll jemand klar denken und nüchtern entscheiden, wenn eine kleine Minderheit aus Lobbyisten und agitationsstarken Hetzblattmachern mit Propaganda die Volksseele in Wallung bringt?
„Aber ist die Reichweitenangst nicht berechtigt?“ Diese Frage stellten nicht etwa Vielfahrer – die machen mit 8 bis 9 Prozent sowieso nur eine Minderheit unter allen Autofahrern aus –, sondern ein von Berufs wegen hetzender Boulevardjournalist. Auch wenn sich jeder selbst ausrechnen konnte, dass der Durchschnittspendler selbst mit dem kleinsten Akku nur einmal pro Woche laden müsste – ein Super-Argument zum gedankenlosen Nachplappern. Beeindruckend, wie man es geschafft hat, eine mächtige Industrie mit einem simplen Stock in den Speichen auszubremsen. Noch dazu Unternehmen, die eigentlich auf Alu-Felgen unterwegs sind!

Steht der wirtschaftliche Schaden durch zwei zusätzliche Kaffeepausen pro Tag im Außendienst wirklich in gesundem Verhältnis zum tatsächlichen Schaden, der durch jahrelange Unentschlossenheit aufseiten von Industrie und Käufern entstanden ist?
Au Backe! Kriegt das von echter, berechtigter Reichweitenangst geschüttelte Hamburger Boulevardblatt da etwa eine Rechnung präsentiert? Auch nicht? Die Zeche zahlen wir alle? Och, menno …
Aber gut: Schwamm drüber. Jetzt kommt die Wende, und zusammen schaffen wir das – um zwei der wichtigsten deutschen Politikinstrumente schamlos für etwas zeitgemäßen Optimismus zu bemühen.
Die IAA 2025 markiert aufseiten der deutschen Hersteller tatsächlich so etwas wie eine Rückbesinnung auf alte Tugenden.
Nach all den oberflächlichen Diskussionen über Reichweite, Frunk oder nicht (wir haben hier sogar einen Frank – über dessen Nützlichkeit herrscht geteilte Meinung) und den Fokus auf künstlich komponierte Soundeffekte beginnt das Gespräch beim neuen BMW iX3 endlich wieder mit dem Fahrverhalten!
Das ist ein deutliches Signal, sich der neuen Zeit ernsthaft zu stellen – und zeigt den Willen, wieder Technologieführerschaft als Kaufanreiz zu nutzen.
Klar stellt ein Auto mit schwerer Batterie im Boden andere Anforderungen an Fahrwerk und Sicherheit als ein leichteres mit höherem Schwerpunkt. Aber hier steckt echtes Potenzial, Kompetenz in Kundennutzen zu übersetzen – mehr jedenfalls, als wenn man auf allen Hochzeiten tanzt oder mit Bling-Bling-Overkill im TikTok-Look gegen Konkurrenz im Preissegment eines sorgsam genähten Fahrersitzes anstinken will.
Um noch einmal das Zitat des Eishockeystars Wayne Gretzky zu bemühen: „Ein guter Eishockeyspieler spielt, wo der Puck ist. Ein großartiger Spieler spielt, wo der Puck sein wird.“
Die Vorstellungen auf der IAA 2025 machen Mut, dass die Deutschen das verstanden haben.
Und als begeisterter Autofahrer macht es deutlich mehr Spaß, ein auf Fahrvergnügen optimiertes Auto zu bewegen als eins mit der Kurvenlage eines nassen Kaffeefilters.