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Erfolgreich durch KI? Eine Sache muss man dafür verstehen – KI ist es nicht!

Januar 31, 2024

Anfang 2024: Generative KI ist überall – und für jeden nur einen Maus-Klick entfernt. Jeder darf mitspielen, aber wie kann man gewinnen?

Ein Beitrag von

Frank Krupka

Bei Bedarf findet man die passende KI-Unterstützung blitzschnell in seinem Browser, auch in der Google-Suche hat sie sich etabliert. Jeder hat Zugriff. Ist also quasi „kinderleicht“. Das Schreckgespenst „Prompt-Engineering“ hatte seine „15 Minutes Of Fame“ und ist schon wieder vergessen.

Hört man sich in deutschen Unternehmen um, scheint das Thema tatsächlich durch. Zwischen „wir nutzen KI nicht“ und „wir nutzen KI schon sehr lange“ gibt es auch die Early Adopters der „wir haben eine eigene KI“-Fraktion.

Also ist alles klar. Weiter geht’s zum nächsten Aufreger … oder?

War nicht ursprünglich die Rede davon, dass KI unser Leben verändern wird? Dass Künstliche Intelligenz eine „disruptive“ Technologie sei? So weltbewegend kann es ja nicht sein, wenn inzwischen sogar Tante Ilse die Einladungen zum 50ten von einer KI gestalten lässt.

Für die Umwelt hat der massive Einsatz und das Training von KI zunächst einmal negative Auswirkungen. Das Potenzial ist da, aber wir müssen schnell weg vom alten „schneller, höher, weiter“-Denken – hin zum „smarter“.

Schauen wir uns die Möglichkeiten für Unternehmen, KI erfolgreich einzusetzen – und mit KI zum Geschäftserfolg beizutragen – einmal genauer an. Vielleicht wird dann ein bisschen klarer, wie die Zukunft aussehen wird.

Der Stand der Dinge

„Wir haben schon eine eigene KI!“

Diesen Satz konnte man im letzten Jahr öfter hören. In der Regel von Unternehmen einer bestimmten Größenordnung mit einer flinken IT-Truppe, die direkten Zugriff zum aufstrebenden Mittel-Management hat. Vielleicht in einer Kantine mit Red Bull? Wer weiß.

Ihr habt also ein Large-Language-Model entwickelt, selbst trainiert, wisst daher, mit welchen Daten es gefüttert wurde, habt kräftig bei Nvidia eingekauft und betreibt ein stattliches Rechenzentrum?

Nein?

Wie muss man diesen Satz dann bewerten? Hat jedes Unternehmen, dass eine Software nutzt, automatisch eine „eigene“ KI. Hat jeder einen eigenen Zug, der eine Fahrkarte kauft?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Man kann zwar tatsächlich z.B. ChatGPT lizensieren, verhindern, dass Daten nach USA gelangen und das ganze isoliert betreiben. Wie sinnvoll es aber ist, als Dritt-Liga-Verein einen Champions League Superstar einzukaufen, ihn barfuß und mit verbundenen Augen aufs Spielfeld zu schicken … Das muss jeder für sich selbst begründen können.

Es gibt in Deutschland natürlich (Gott sei Dank) Unternehmen, die eigene KIs entwickeln – oder zumindest erheblich daran beteiligt sind. Aleph Alpha muss man hier nennen: mit hohem ethischem Anspruch, und Unterstützung von Unternehmen wie z.B. Bosch und der Schwarz-Gruppe. Das macht Sinn.

Aber: Einen US-Anbieter zu nutzen, der gerade weltweit wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt wird, bevor die EU Regeln zum Schutz von Informationen und zur Rechtssicherheit für User verabschiedet hat? Das ist wie im Spaßbad vom 3-Meter-Brett zu springen, BEVOR man weiß, ob Wasser im Becken ist.

„Wir brauchen keine KI“

Das gibt es öfter als man denkt. Die meisten Aufgaben kann man entweder sowieso mit erhöhtem Zeit- oder Personaleinsatz lösen – oder die Fähigkeiten einer generativen KI sind tatsächlich an dieser Stelle nicht relevant.

Der Handwerksbetrieb im ländlichen Hinterland mit 3 – 4 Rechnungen pro Woche profitiert möglicherweise nicht in vollem Umfang von einer automatisierten, KI-gestützten, cloudbasierten, weltweit erreichbaren IT-Plattform.

„Wir warten mal ab“

Normalerweise im unternehmerischen Kontext nicht der Gold-Standard. Man muss schließlich innovativ sein, mutig und zukunftsorientiert voranschreiten. Das ist schon richtig, aber …

Weiß man denn schon genau, was passiert? Was bedeutet denn „disruptiv“ in Verbindung mit KI? Briefe schreiben kann ich selbst: was bringt es also, wenn eine KI das auch kann?

Die Veränderungen durch KI

KI und die Folgen

Direkt sichtbar sind die Einsatzmöglichkeiten für KI: schneller schreiben, besser gliedern, Datenmengen sortieren.

Die alles entscheidende Frage ist aber nicht, was KI kann, sondern welche disruptiven Veränderungen KI in „meinem“ Umfeld, Markt oder Geschäftsbereich bewirkt.

Die Konsequenzen aus der Verbreitung gehen nämlich weit über die direkten Betroffenen Berufsgruppen hinaus. Bilder generieren wird den Umsatz von Bilddatenbanken beim Verkauf von Stockfotos beeinflussen. Klar. Und damit auch den Umsatz von Fotografen. Klar. Aber andererseits hat der Fotograf selbst ja auch mehr Möglichkeiten, kann schneller arbeiten und damit wahrscheinlich sogar denselben Umsatz erzielen – nur eben mit anderen Mitteln.

Hier sieht man, wie kompliziert das wird. Aber auch dieser Gedankengang rüttelt noch nicht mal ansatzweise am Kernproblem.

Ein ganz einfaches Gedankenexperiment schafft hier Klarheit.

Die Aufgabe

Ausgangsituation

Schüler oder Studenten müssen eine Hausarbeit anfertigen. Ganz klare Aufgabenstellung, überprüft werden soll dabei nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten, wie tief das Verständnis des Fachgebietes und der Aufgabenstellung reicht, wie strukturiert Wege zur Problemlösung gefunden werden und wie klar formuliert wird.

Situation 2023

Zwei von 16 Studenten haben eine KI genutzt. Unfair? Ganz klar, denn es verzerrt den Wettbewerb.

Der Prof verbietet an dieser Stelle den Einsatz von KI. Ein etwas hilfloser Versuch, die Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken. Mit dieser Denke ist schon Google gescheitert, das hätte der Gute sich vielleicht mal anschauen sollen.

Situation 2024

Wie das Leben so spielt, nutzen inzwischen 14 von 16 Studenten bei Hausarbeiten eine KI. (Um zu zeigen, wie realitätsnah wir hier vorgehen: Zwei haben den Termin gerissen, weil sie am Mittwoch dachten, es wäre erst Dienstag und sie hätten noch eine ganze Nacht Zeit).

Erkenntnis

Eher unerwartet: es ist nicht die Fähigkeit zu schreiben, die durch KI überflüssig und sinnlos wird, sondern die Aufgabe!

Die „Aufgabe“ ist die Stelle, an der KI disruptiv wirkt. Achtung: es gibt diese verändert oder sinnlos gewordene „Aufgaben“ in jeder Branche, für jedes Unternehmen, in jeder Größenordnung.

Was kann man davon für den Erfolg im Geschäftsleben lernen?

Hier ergeben sich ganz klare Handlungsempfehlungen im Umgang mit KI: es ist (fast) egal für das Unternehmen, wer wo und wie Künstliche Intelligenz nutzt. Entscheidend ist, an welcher Stelle KI in unserer Wertschöpfungskette die Ausgangssituation grundlegend verändert.

Das kann im eigenen Haus sein, bei einem Lieferanten oder beim Kunden. Diese Stelle muss erkannt und angepasst werden.

In unserem Beispiel war die Aufgabe eine Hausarbeit. Wenn ich es als Lehrkraft nicht schaffe, den Vorteil durch KI zu nivellieren muss ich mir eine andere Aufgabe ausdenken. Präsenztest zum Beipiel.

Für Unternehmen stellt sich die Frage nach der sinnlos gewordenen Aufgabe zum Beispiel bei der Sichtbarkeit in der Google Suche. Da Google den Einsatz von KI bei der Erstellung von Website-Texten erlaubt, wird das Kriterium „Text“ irgendwann sinnlos. Zumindest in derselben Branche. Am Anfang kann man noch mit der Möglichkeit, Texte in großer Menge herstellen zu können Erfolge feiern – Stichwort Topic-Cluster. Aber was, wenn das jeder kann und macht?

Die Denkarbeit von Unternehmen muss sich jetzt auf die Suche nach den durch KI sinnlos gewordenen Aufgaben konzenrtrieren. Vom Autohaus bis zum Konzern. Erkennen, meiden, ersetzen: der bloße Einsatz von KI ist nicht das, was die Technologie disruptiv macht und zum Erfolg verhilft!

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