Der Artikel erschien im Frühjahr 2024 bei unseren Freundinnen vom Women@Racetrack Magazin. Ihr könnt das Magazin direkt auf der Homepage bestellen. Viel Spaß.
Gerade in der Rallye-Szene sind Frauen schon lange keine Seltenheit mehr. Rallyelegenden wie Michèle Mouton, Isolde Holderied oder Jutta Kleinschmidt haben gezeigt, dass Frauen in der Rallye ganz vorne mitfahren können.
In der dritten Saison des weltweit ersten elektrischen Rallye-Markenpokals haben die Frauen 2023 so richtig Einzug gehalten. Inklusive der Gastfahrerin Cyndie Allemann, die bei der Rallye du Chablais teilnahm, starteten 2023 neun weibliche Crewmitglieder auf der linken oder rechten Cockpitseite des 100 kW/136 PS starken batterie-elektrischen Opel Corsa Rally Electric.
Gleich zu Beginn der Saison 2023, bei der ADAC Rallye Sulingen, zeigte Sarah Rumeau mit der Bestzeit in der ersten Wertungsprüfung eindrucksvoll, dass mit den Französinnen beim Kampf um die Meisterschaft gerechnet werden muss. Erst vor vier Jahren stieg sie – auf Anraten ihrer Mutter – erstmals in ein Rallyeauto.
Seither fährt sie Rallye, gemeinsam mit der Beifahrerin Julie Amlard. Gemeinsam feierten Rumeau/Amblard zwei Titel in der Damenwertung der Französischen Rallyemeisterschaft. Im ADAC Opel Electric Rally Cup erreichten sie in der Gesamtwertung Rang 4.
Einen anderen Weg schlug ihre Teamkollegin aus der FFSA Academy, Cindy Gudet, ein. Mit 14 Jahren saß die heute 27-Jährige erstmals im Kart. Später ging es mit Slaloms weiter, bevor sie zur französischen „Berg-Queen“ avancierte. Fünfmal gewann sie die Damenwertung der Französischen Bergmeisterschaft; im Vorjahr belegte sie in ihrem fast 500 PS starken Revolt-Prototypen den vierten Gesamtrang in diesem stark besetzten Championat.
Wenn man Cindy Gudet als Quereinsteigerin bezeichnen möchte, so trifft diese Beschreibung in verstärktem Maße auf Cristiana Oprea zu. Die 31-Jährige aus Bukarest kletterte im Alter von 21 Jahren in ihrer Rolle als Public-Relations-Spezialistin bei einer Mitfahrt erstmals ins Cockpit eines Rallyeautos. „Mich hat es sofort gepackt, und ich wollte herausfinden, ob ich das auch kann“, so Oprea.
Die Copilotinnen: Organisationstalent, Psychologin und Wegweiserin
Schon in unserem letzten ausführlichen Interview in der dritten Ausgabe unseres Magazins konnte uns Lina Meter die wichtige Funktion der Beifahrerinnen näherbringen. In der Rallye-Meisterschaft sind Frauen auf dem Beifahrersitz sehr begehrt. „Ich glaube, Frauen preschen nicht einfach los, sondern denken mehr nach und versuchen, Dinge in Ruhe zu analysieren, bevor sie sie angehen. Frauen sind tendenziell ruhiger und eher in der Lage, Stress vom Fahrer zu nehmen. Sie sind meist gut organisiert und können viele Dinge gleichzeitig im Fokus behalten“, begründet Julie Amblard. Die 29‑Jährige aus Dijon stammt aus einer echten Rallye-Familie: „Mein Vater war Rallyefahrer, meine Mutter Copilotin. Sie haben sich auf einer Rallye kennengelernt und mir die Motorsport-Gene quasi vererbt.“ Julie gewann 2018 die Rallye-Jeunes-Wertung für Beifahrer.
Ähnliches trifft auf Cécile Marie (37) zu, die Cindy Gudet in deren Rallye-Debütsaison bis zur Rallye Weiz zur Seite stand. Ihr Vater war Beifahrer und ihre Schwestern ebenfalls. Bei der ADAC Rallye Saarland-Pfalz startete Cindy Gudet mit der Beifahrerin Marie-Noelle Ratier, ab der Rallye Mont-Blanc wurde Cindy Gudet von der Co-Pilotin Jeanne Ray durch die Kurven navigiert. In der Gesamtwertung landete Cindy Gudet auf dem achten Platz.
Cornelia Nemenich, die an der Seite von Max Reiter den zweiten Rang in der Gesamtwertung belegte, nennt einen weiteren Aspekt: „Eine Frau ist in aller Regel kleiner und leichter als ein Mann, was für viele Fahrer einen wichtigen Faktor darstellt. Bestimmt spielt auch die Psychologie eine Rolle. Eine Frauenstimme mag für den einen oder anderen Fahrer beruhigend wirken. Alles andere würde ich nicht als geschlechtsspezifisch bezeichnen.“
Christina Ettel, die gemeinsam mit Luca Pröglhöf den dritten Platz in der Meisterschaft belegte, denkt ähnlich wie Cornelia Nemenich. Für die Österreicherin spielt die Psychologie innerhalb und außerhalb des Rallyeautos die entscheidende Rolle: „Ich glaube, dass Frauen etwas mehr Feingefühl mitbringen: ein Gespür, wie wir mit dem Fahrer umzugehen haben. Jeder Fahrer ist ein Individuum. Beim Vorlesen des Aufschriebs beispielsweise ist Timing ein wichtiges Thema, und nicht jeder Fahrer benötigt dasselbe Timing. Da ist Einfühlungsvermögen gefragt. Und Multitasking liegt uns Frauen ja ohnehin im Blut.“
Zum Ende der Saison bekam die Opel Automobile GmbH noch eine hohe Auszeichnung und zeigt einmal mehr, dass der ADAC Opel Electric Cup nicht nur in Sachen Frauenquote ein Vorreiter ist, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit im Motorsport die Nase vorn hat.
Corsa-Produktmanagerin Helen Walter (Bildmitte) mit Prof. Dr. Bettina Reuter, stellvertretende DMSB-Präsidialbeauftragte für Umweltfragen, und DMSB-Präsident Wolfgang Wagner-Sachs.
Eine Fachjury des Deutschen Motor Sport Bundes hat dem Rüsselsheimer Automobilhersteller den DMSB-Nachhaltigkeitspreis 2023 verliehen. Damit würdigte die oberste deutsche Motorsport-Behörde das zukunftsweisende Konzept des ADAC Opel Electric Rally Cup „powered by GSe“, der mit dem seriennahen batterie-elektrischen Opel Corsa Rally Electric ausgetragen wird. Corsa-Produktmanagerin Helen Walter nahm den mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis im Rahmen des „Abends des Ehrenamts“ am 18. November in Fulda entgegen.
„Diese Auszeichnung freut uns sehr und macht uns stolz auf dieses Pionierprojekt im elektrischen Motorsport“, sagt Opel-Marketingchefin Rebecca Reinermann. „Gemeinsam mit unserem Partner ADAC führen wir seit drei Jahren den weltweit einzigen elektrischen Rallye-Markenpokal durch. Durch das seriennahe Konzept des Rallyefahrzeugs können wir die Leistungsfähigkeit unserer Modelle, vor allem des Opel Corsa Electric, darstellen und unterstreichen, dass Elektromobilität nicht nur nachhaltig, sondern auch dynamisch sein kann und einfach Spaß macht. Das zeigt auch das Engagement der – wirklich diversen und internationalen – Teams. Rallye ist Kundensport und wie auch Opel sehr nahbar. Der DMSB-Nachhaltigkeitspreis ist Beweis für die Stimmigkeit und Relevanz unseres Motorsport-Programms.“
„Die Jury und das DMSB-Präsidium sind sich einig, dass die Opel Automobile GmbH mit dem Mut und Pioniergeist zur Entwicklung des Corsa Rally Electric sowie der zugehörigen Infrastruktur ein bisher noch nicht dagewesenes Projekt zur Umsetzung gebracht hat. Für den Motorsport ist das Konzept nicht nur aus technischer Sicht wertvoll, sondern auch einer der Wege zu zukunftsweisendem Rallyesport. Die Jury betont den Innovationscharakter des Projektes und den bereits erfolgten Beweis, dass elektrischer Motorsport heute schon machbar ist“, fasst Dr.-Ing. Karl-Friedrich Ziegahn, DMSB-Präsidialbeauftragter für Umweltfragen, zusammen.
Der ADAC Opel Electric Rally Cup „powered by GSe“ geht 2024 ins vierte Jahr. In der abgelaufenen Saison demonstrierten Teams aus sieben Nationen bei acht Wertungsläufen in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz die starke Performance und die hohe Zuverlässigkeit des 100 kW/136 PS starken und über ein Drehmoment von 260 Newtonmeter verfügenden Corsa Rally Electric. Elektromotor, Batterie, Inverter und Onboard-Charger stammen aus dem Serienfahrzeug, was auch die Kosten für die Privatteams senkt.
Geladen werden die Rallyeflitzer während den Veranstaltungen mit Öko-Strom aus einer komplett nachhaltigen Ladeinfrastruktur. Diese wird gespeist aus dem öffentlichen Mittelspannungsnetz und verteilt den Strom über einen eigenen Transformator an bis zu 18 Ladeeinheiten („Charging Cubes“) im Servicepark. Jedes Fahrzeug verfügt somit über eine eigene Stromquelle, was gleichzeitiges Laden und Servicearbeiten an den Rallye-Flitzern ermöglicht. Dank dieser innovativen Lösung fahren die flotten Stromer aus Rüsselsheim lokal emissionsfrei. „Mit dem ADAC Opel Electric Rally Cup beweisen wir seit drei Jahren: Das zukunftsweisende Konzept, als erster Hersteller weltweit einen elektrischen Markenpokal anzubieten, funktioniert“, sagt Opel Motorsport-Chef Jörg Schrott. „Unsere Corsa Rally Electric sind zuverlässig und schnell, und das auf den anspruchsvollsten Rallyepisten Europas. Wir freuen uns auf die Saison 2024, wenn der ADAC Opel Electric Rally Cup noch internationaler wird.“