Elektromobilität: geht die Reise direkt ins Museum?

von | Mrz 9, 2024

Stand heute ist das Elektroauto leider viel zu wenig innovativ, leistet einen viel zu kleinen Beitrag zur Mobilitätswende und gehört ins Museum.

Zum Beispiel zu Louwman in Den Haag. Beim Besuch der weltweit ältesten privaten Automobilsammlung wird klar, was bei der Einführung der Elektromobilität passiert ist. Genau wie beim Übergang von der Pferde­kutsche zum Verbrennungsmotor wurde einfach ideenlos ein altes Konzept mit all seinen Leit­planken und Einschränkungen übernommen.

Die ersten Autos mit Motor sahen aus wie Kutschen ohne Pferde. Fertig. Erstmal.

Und die ersten E-Autos sehen aus wie Autos mit Verbrenner und – super fantasielos – müssen auch alle paar hundert Kilometer an die (Strom-) Tanke. Dazu wurden einfach brutal eine Menge Ladestationen in die Landschaft gebaut, an denen die Pioniere des automobilen Fortschritts entschleunigt rumlungern können. Und dabei in Social Media posten, wie scheiße – oder mega-geil – das Herumlungern hinter alten Tankstellen ist. Je nach politischer Gesinnung und/oder Intellekt.

Gedacht wurde beim Entwurf der neuen Mobilität scheinbar nur bis zum Ersatz der Antriebstechnologie, nicht weiter. Dabei hat der gute, alte Verbrenner ja noch mehr Schwachstellen als nur den Motor:

  • Reifen: sowohl Abrieb als auch Geräusch
  • Platzbedarf: den Humananteil an einem morgendlichen Stau am Frankfurter Kreuz könnte man lässig in 5 Minuten mit drei S-Bahnen abtransportieren
  • Unfallgefahr: Muss man nicht erklären – 2 Tonnen Stahl zu bewegen ist gefährlich

Schade an der ganzen Sache, aber verständlich: wir modernisieren als „Autoland“ nur zaghaft eine alte Industrie. Richtig disruptiv zu sein – und zu denken – würde Macht- und Besitzverhältnisse gefährden und wurde daher vermieden. Denn wie soll man überhaupt Geld verdienen, wenn nicht als bewährter Blechbieger mit einer Marketingstrategie für die einfachen Bedürfnisse: größer = geiler!

Gerade mal ein einziger Marktteilnehmer bietet zum Beispiel Batterien zum Wechseln an. Zwar auch kein überwältigend großer Wurf, aber schon mal deutlich näher an „Shared mobility“ oder „Mobility as a service“.

Wo führt der Weg der Elektromobilität hin? Alle Verbrenner-Autos ersetzen und dann mit derselben Menge E-Auto im Stau stehen? Wie dumm wäre das denn?

Wir bewegen uns also in eine einfallslose Zukunft, in der alle Tankstellen durch Ladestellen ersetzt sind. Nur damit draußen auf der grünen Wiese wie gewohnt für absurde Preise Erfrischungsgetränke, Knabbereien und der Zugang zum Töpfchen verkauft werden können.

Und auch wenn das Laden demnächst schneller geht als heute und die Reichweite steigt: erkennt da jemand Fortschritt oder ist das nur Autobahntanke 2.0?

Wie sehen Mobilitätskonzepte der Zukunft wirklich aus? Kommt da noch was?

Seit der Zeit, in der sich ein deutscher Hersteller mit kleinen, flinken E-Autos versuchte, bis heute, wo Besserverdienende sich in fast 6 Meter große E-SUVs zum Preis einer schicken Eigentumswohnung wuchten, hat es unsere Innovationsfreude ja wohl ein bisschen aus der Kurve getragen, oder?

Was ist der nächste echte Schritt Richtung Zukunft für die Mobilität?

Gibt es den, oder gehört die Legende vom Land der Erfinder, Tüftler, genialen Ingenieure und Maschinenbauer auch ins Museum?

Wenn man sich von der Fortführung der Automobilindustrie in der Art der letzten Jahrzehnte lösen kann, erkennt man tatsächlich machbare Konzepte. Auch schon in der Realität.

Neben den Zauberworten „MaaS – Mobility as a Service“ – also die Steuerung der individuellen Mobilitätsbedürfnisse per App – und Shared Mobility – weg vom Besitz zur gemeinschaftlichen Nutzung, bietet die DB mit „Bonvoyo“ schon ein Mobilitätsbudget für Mitarbeitende. Als Alternative zum Firmenwagen. Klingt interessant?

Dann bleibt dran. Demnächst werden wir dieses und andere Angebote im Detail vorstellen.

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