Am 22.07.2025 ist Ozzy Osbourne, der „Prince of Darkness“, von uns gegangen. Eigentlich ein ziemlich irreführender Spitzname für jemanden, der uns so viel Freude bereitet hat. Bevor jetzt Metaljünger mit blutunterlaufenen Augen in Kommentarspalten sinnlos Amok laufen: Doch, tatsächlich!
Ozzy Osbourne
Metal war nie der schlechtgelaunte Endzeitprophet mit teufelsanbeterischen Ritualen, die jede Sekte vor Neid erblassen ließen. Das war nur das stylische Äußere – bewusst gewählt als Gegenpol zu allen anderen Strömungen, mit denen sich Jugendliche in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren „individualisierten“. Zwischen Mods und Rockern tauchten rund um Birmingham ein paar ganz dunkle Gestalten auf: Aus Hard Rock wurde Heavy Metal. Und Ozzys Band Black Sabbath waren die Erfinder.
Das war einerseits eine musikalische Befreiung von allem, was noch irgendwie nach Blues klang, und andererseits eindeutig genug, um sich klar von allen anderen Trends absetzen zu können. Dunkler, düsterer, lauter. Und tiefer. Letzteres lag daran, dass der Gitarrist Tony Iommi beim Jobben als Jugendlicher zwei Fingerkuppen seiner Greifhand (rechte Hand, weil Linkshänder) verlor und nur mit äußerst dünnen und heruntergestimmten Saiten klarkam.
Das drückte – und der Begriff „Gitarrensound wie eine Wand“ ist tatsächlich das Erste, was einem einfällt, wenn man sich dem Black-Sabbath-Sound aussetzt. Dazu kam ein extrovertierter Sänger mit toller Stimme, der anders klang als die immer noch stark blueslastigen Zeitgenossen. Wie geil, dass der neue Hohepriester dieser Musikrichtung später auch noch auf offener Bühne einer lebenden Fledermaus den Kopf abbiss – angeblich irrtümlich. Klar, kann passieren … ist aber nicht das Thema.
Was von Black Sabbath – und damit Ozzy – immer bleibt, ist diese Vorreiterrolle. Und Mut. Niemand sonst hätte einem Song damals einen so brutalen Bremsklotz eingebaut wie der einzelne Snare-Schlag in den Versen von „Paranoid“, der alles stoppt – inklusive Herzschlag – und gleichzeitig vorantreibt. Das gab unzähligen Schülerbands die Chance, den Song auch mindertalentiert zu covern: Solange der eine Schlag sitzt, erkennt ihn jeder Zuhörer wieder.
Und wie bei einem Fußballspieler, der stolpert, aber nicht stürzt, sich fängt und danach noch einmal so richtig geradeaus geht, sorgt so ein Auftakt für ordentlich Schwung. Das haben sie großartig hingekriegt – und angeblich in nur zehn Minuten als letztes Stück fürs Album geschrieben. Da liegen sich doch jetzt Prokrastinierer aller Berufsgruppen glücklich in den Armen, oder?
Jetzt ist Ozzy also endgültig von der Bühne abgetreten – 17 Tage nach seinem letzten Konzert mit Black Sabbath. Ein Platz in der Musikgeschichte ist ihm sicher. Und bei allem, was über ihn schon geschrieben wurde, ist es nun Zeit, auch einmal auf herausragende Leute in seinem Dunstkreis hinzuweisen. Denn mit Ozzys Abschied aus den Schlagzeilen wird auch die Geschichte von Randy Rhoads wahrscheinlich nicht mehr so oft erzählt.
Wer das ist, wollt ihr wissen? Da seid ihr hier richtig.
Randy Rhoads
Randy gründete 1975 Quiet Riot, verließ die Band aber 1979. Zur selben Zeit suchte Ozzy einen Gitarristen für seine Soloband, da er nach der (unfreiwilligen) Trennung von Sabbath als Solo-Selbstständiger unterwegs war.
Das ungleiche Paar – Ozzy als Alkohol-Enthusiast und Rhoads als zierlicher, ständig übender Gitarren-Nerd – spielte zusammen zwei Platten ein, die Geschichte machten: „Blizzard of Ozz“ und „Diary of a Madman“. Rhoads setzte sich dabei mit dem Riff und dem Solo von „Crazy Train“ selbst ein Denkmal und erspielte sich einen festen Platz in der Geschichte der unsterblichen Rockgitarristen – Neid und Missgunst von Kollegen inklusive.
Ob er nun einer der besten war oder nicht, sollen andere entscheiden. Fakt ist: Er hatte drei tolle und prägende Jahre als Gitarrist in Ozzy Osbournes Band.
Und Ozzy war sich über die Bedeutung im Klaren:
Wenn ich Randy nicht getroffen hätte,
würde ich heute nicht hier sitzen
sagte er in seiner Dankesrede bei der Einführungszeremonie in die Rock’n’Roll Hall of Fame 2024.
Randys Unfalltod gehört mit zum Rock’n’Roll-Typischsten, was die Rock’n’Roll-Welt zu bieten hat: Bei einem Tourstopp als Passagier mit dem koksenden Tourbusfahrer als Pilot ohne gültige Lizenz in einem „ausgeliehenen“ Kleinflugzeug abgestürzt.
Das lässt einen auch beim zweiten Lesen ratlos zurück. Und wenn man beim Herzinfarkt eines 45-jährigen nach dem „Warum?“ fragte, wird es hier niemand gelingen, in diesem Tod irgendeinen Sinn oder eine Begründung zu finden. Keine Drogen, nicht mal Alkohol – nur jugendlicher Leichtsinn oder Gedankenlosigkeit oder, oder, oder …
Da im Moment die Ozzy-Platten wieder rausgekramt werden, achtet mal auf den Gitarristen der ersten beiden Solo-Scheiben. Ja, Zakk Wylde ist auch klasse – aber Randy hat eine Menge Beachtung, auch unabhängig vom „Godfather of Metal“, verdient. Immerhin hat er nach dem Riff-Gott Tony Iommy mit Ozzy zusammen den modernen Metal Gitarrenstil bekannt gemacht. Vielleicht steht ihm daher dieser Titel auch zu.